+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++
Der Terminkalender von Johann Sebastian Bach sah schon mal voller aus, als in diesen Wintermonaten im Jahr 1733. August der Starke ist gestorben und es wurde eine staatliche Landestrauer verordnet. Fast ein halbes Jahr lang darf keine Musik erklingen. Aus der Not macht Bach eine Tugend. Er beginnt die Arbeit an einem sehr großen Werk. Die h-moll-Messe. Eine Vertonung des gesamten lateinischen Messetextes.
Mit dem neuen Werk will Bach den angesehenen Titel des „Hof-Compositeurs“ am Dresdner Hof erlangen. Er beginnt mit der so genannten Missa, dem Kern der Messe, mit den Teilen Kyrie und Gloria. Am Gesamtwerk arbeitet Bach bis 1749, bis in seine letzte Schaffensperiode. Es dauert also Jahrzehnte, bis der ganze Zyklus komplett ist. Die Geschichte beginnt aber eigentlich schon viel früher. Bach greift auf ältere Werke zurück. In neue Kompositionen bindet er alte ganz kunstvoll ein.
35 Jahre Musikgeschichte in zwei Minuten
So gesehen ist die h-Moll-Messe also eine Art Remix oder ein Best of Bach. Wenn wir sie heute hören, springen wir munter zischen Bachs Schaffensperioden hin und her. Eben sind wir im Jahr 1714, zwei Minuten später plötzlich im Jahr 1749.
Wie es schon der Name sagt, ist die h-Moll-Messe natürlich eine geistliche Komposition. Aber sie funktioniert auch außerhalb der Kirche, im Konzertsaal. Gewandhaus-Organist Michael Schönheit sagt, das geht nicht mit allen kirchenmusikalischen Werken gut, mit Bach aber geht es immer gut.
Bach funktioniert auch außerhalb der Kirche
Und es passt nicht nur musikalisch gut. Es stellt uns auch frei, ob wir das Werk nun als streng geistlich wahrnehmen oder etwas ganz anderes daraus machen.
Weil Bach so viele verschiedene Werke in der h-Moll-Messe vereint, funktioniert sie als Zusammenfassung seines Schaffens. Es ist alles vertreten, was Bach für Instrumente und Sänger geschrieben hat. Und deswegen kann man auch immer wieder etwas Neues darin entdecken.