Saitenwechsel | Klavier im Wandel

Aus dem Salon auf die große Bühne

Das Klavier ist in Deutschland ungeschlagen das Instrument, das am meisten Menschen lernen. Wo hat diese Liebe ihren Ursprung? Und seit wann sieht das Klavier so aus wie heute?

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++


Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

In Deutschland ist das Klavier seit Jahrzehnten ungeschlagen das beliebteste Instrument. Wer nicht selbst schon mal den Flohwalzer gespielt hat, hatte bestimmt schon die Freude ein Nachbarkind üben zu hören. Das sitzt heute vermutlich an einem aufrechten Klavier, vielleicht an einem E-Piano.

Im krassen Gegensatz dazu: der große schwarze Flügel, raumfüllend und erfurchtserregend. Wir begegnen ihm meistens im Konzertsaal, wo er mitten auf der Bühne thront. Dabei verdankt der Flügel seinen Namen eigentlich einem Tasteninstrument, das zu Hause gespielt wurde, so wie heute das E-Piano.

Flügelform und Hammer

Bis ins 18. Jahrhundert hinein ist ‚Flügel‘ die übliche Bezeichnung für ein Cembalo, das schon viel früher in Flügelform gebaut wird. Auch wenn sie sich vom Äußeren ähneln, der Klang und die Technik sind doch sehr anders. Beim Cembalo werden die Saiten gezupft mit kleinen Häkchen, damals aus Vogelfederkielen. Deshalb erinnert der Klang auch eher an eine Gitarre.

Beim Klavier werden die Saiten mit Hämmerchen geschlagen – deshalb heißt das Instrument in seinen Anfängen auch Hammerklavier. Das Klavier, das wir heute kennen, die aufrechte platzsparende Bauform, wird um 1800 erfunden und ‚Pianino‘ genannt. Damit ist der Weg bereitet um zum beliebtesten Instrument des 19. Jahrhunderts zu werden. Für die wachsende bürgerliche Mittelklasse wird Klavierspielen zum Statussymbol. Wer etwas auf sich hält, lässt seine Kinder am Tasteninstrument unterrichten.

Hausmusik des Bürgertums

Wohnzimmerkonzerte sind heute etwas ziemlich besonderes, damals ist Hausmusik mit Gästen absolut üblich. Entsprechend sind die Instrumente dafür gebaut, in einem Salon mit vielleicht zwanzig, dreißig Personen gut zu klingen. Kammermusik aus der Zeit wird auch heute noch viel aufgeführt, zum Beispiel Klaviersonaten oder Streichquartette. Zwar landen diese Programme nicht in den großen Konzerthallen aber auch ‚Kleiner Saal‘ heißt heute eher 300 Plätze. Der Pianist Arash Rokni sieht das ambilavent:

Der Vorteil ist, man kann mit mehr Menschen kommunizieren, aber der Nachteil ist, dass diese Art von Musik ist nicht dafür gemacht, dass die Leute still sitzen und respektvoll folgen. Das ist für einen Salon gemacht, wo die Leute zum Beispiel auch was trinken.Arash Rokni 

Diese Atmosphäre würde sich Arash Rokni häufiger wünschen. Auch ganz abgesehen vom Publikum ist Kammermusik für ihn der Kern des Musizierens: es geht um die Kommunikation zwischen den Musikern.
Das sieht die Pianistin Lauma Skride ähnlich:

Wenn man Kammermusik spielt muss man sehr gut zuhören, und mit Orchester ist es genau das Gleiche: Man muss auch sehr gut die Partitur kennen, wissen auf welche Instrumente man achten muss. Es ist nicht so, dass man los spielt und die anderen werden einfach nachrennen. Es ist auch eine Zusammenarbeit aber mit mehr Musikern.Lauma Skride 

Wie lange sie braucht um sich an einem neuen Konzertort einzuspielen und wo ihr Lieblingsflügel in Deutschland steht, verrät Lauma Skride im Saitenwechsel mit Eva Morlang.