Saitenwechsel | Maurice Ravel – Daphnis et Chloé

Schäferstündchen und Panflöte

Über Jahrhunderte fühlten sich Künstler angezogen von Arkadien, dem Idealbild von unberührter Natur, in der Menschen frei von gesellschaftlichen Zwängen leben – und lieben. Auch Maurice Ravels Ballettmusik Daphnis et Chloé bewegt sich in dieser Welt.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++


Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

Ein Stück heile Welt – danach sehnen sich Menschen wahrscheinlich seit es Menschen gibt. Wie diese heile Welt aussieht, da gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Ein Bild von dieser Idealwelt, das in Literatur und Kunst immer wieder auftaucht ist „Arkadien“: Eine Region, die es in Griechenland tatsächlich gibt. Raue Landschaft, dünn besiedelt. Traditionell haben hier Hirtenvölker in der Natur gelebt.

Heute würden wir sagen: eine eher unspektakuläre Landschaft. Doch seit der griechische Historiker Polybius vor mehr als 1000 Jahren Arkadien als Sehnsuchtsort beschrieben hat, haben ihn massenweise Künstler und Schriftsteller ebenfalls idealisiert.

Idyllische Natur und spielerische Liebe

Ob in der barocken Malerei, in der romantischen Literatur, die Sehnsucht nach dieser heilen Welt zieht sich durch alle Epochen. Und so beschäftigt sich Anfang des 20. Jahrhunderts auch der französische Komponist Maurice Ravel mit dem idyllischen Arkadien.

Er schreibt eine Ballettmusik zur Geschichte von Daphnis und Chloé aus einem spätantiken Liebesroman. Die zwei Hauptfiguren sind Findelkinder, die in der idyllischen Natur spielerisch ihre Liebe zueinander entdecken.

Das ist alles bis ins kleinste Detail hoch sexuell aufgeladen. Und das allermeiste davon verstehen wir gar nicht, die Anspielungen, die da einerseits der Autor macht und dann auch der Ravel musikalisch transportiert. Da stecken auch Codes drin und diverse Untertöne, die sexuell konnotiert sind. – Ann-Katrin Zimmermann, Dramaturgin Gewandhaus zu Leipzig

Ravel, der Dandy

Seine Biographen haben später viel über Ravels Sexualität spekuliert. Denn er trat als schillernde Persönlichkeit auf und verkörperte überhaupt die Vorstellung von Dandy in der Zeit. Er kleidete sich stets schick, pflegte liebevoll seinen Garten und seine Siamkatzen. Wie Maurice Ravel zu Beziehungen stand und wie er die Geschichte von Daphnis und Chloé in seiner Ballettmusik vertont, das ist unser Thema in diesem Saitenwechsel.

Er erfüllt alle Klischees, die sich mit dem Bild des Dandy verbinden, hat sich übermäßig schick gekleidet, hat großen wert auf sein Erscheinungsbild gelegt. Es ist überliefert, dass er auf Tourneen bis zu fünfzig Hemden mitgenommen hat.Ann-Katrin Zimmermann 

Redaktion: Eva Morlang

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