Saitenwechsel: Tan Dun – The Tears Of Nature

Weltreise per Schlagzeugkonzert

Schlagzeuger agieren meistens im Hintergrund. Nicht so bei „The Tears Of Nature“, dem Schlagzeugkonzert des chinesischen Komponisten Tan Dun. Hier gibt der Mann an den Pauken den Ton an und nimmt sein Publikum mit auf eine musikalische Weltreise.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++


Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

Wenn sich eine Band auf einer Bühne aufbaut, sitzt der Schlagzeuger meist im Hintergrund. Auch beim Orchester steht das Schlagwerk oft ganz hinten. Vorn im Rampenlicht stehen andere. Der Solist an der Violine zum Beispiel. Dabei sind Schlagzeuger doch so wichtig. Sie geben den Takt vor und bringen eine Menge Energie in die Musik. Tatsächlich gibt es in der klassischen Musik Stücke, bei denen das Schlagwerk im Mittelpunkt steht. Zum Beispiel in „The Tears Of Nature“. Ein Konzert für Schlagzeug und Orchester.

Das Schlagzeug als Lebensgefühl

Geschrieben hat es der chinesische Komponist Tan Dun, der mittlerweile in New York lebt. Und der Solist, für den er das Stück geschrieben hat, ist der österreichische Schlagzeuger Martin Grubinger. Für ihn ist das Schlagzeug ein multikulturelles Instrument. Er sagt, das Schlagwerk gebe das Lebensgefühl unserer Zeit am besten wieder.

Das Schlagzeug hat immer eine zentrale Rolle, egal in welcher Musikrichtung. Und wir leben in einer Zeit, die vernetzt ist. Wir müssen nicht mehr wie früher in einen gut sortierten Plattenladen gehen, sondern können uns online alles anhören. Das Schlagzeug repräsentiert dieses Lebensgefühl als Instrument. Wenn Sie in ein Schlagzeugkonzert gehen, machen Sie eine Weltreise in zwei Stunden.Martin Grubinger 

„The Tears Of Nature“ ist ein Konzert mit drei Sätzen. Und jeder dieser Sätze bezieht sich auf ein historisches Ereignisse: die Naturkatastrophe von Fukushima, ein Erdbeben in Südostchina und die Terroranschläge 2001 in New York.

Auch optisch spektakulär

Wie sehr der Schlagzeuger in „The Tears Of Nature“ gefordert ist, erschließt sich vor allem dann, wenn man die Musik nicht nur hört, sondern auch sieht, was da auf der Bühne passiert. Das ist natürlich spektakulär, aber auch ein bisschen unfair gegenüber anderen Solisten.

Bei einem Violinensolo sind diese Bruchteile von Millimetern entscheidend, dass der Geiger den richtigen Ton herausbringt. Ein Bläser macht wahnsinnig viel mit der Zunge und den Lippen. Bei einem Sänger sieht man fast gar nichts von dem, was dafür verantwortlich ist, dass der Ton exakt in der Höhe, mit diesem Vibrato und der Lautstärker hervorkommt.Ann-Katrin Zimmermann 

Welche Tränen weint die Natur in Tan Duns „The Tears Of Nature“? Wie vermischt der Komponist östliche und westliche Musiktraditionen? Und warum braucht man dank Schlagzeugspielen nicht auf Süßigkeiten verzichten? Zeit für einen Saitenwechsel.

Redaktion