Autorin: Katrin Haase
Eine Kooperation mit Kreuzer Online, dem Monatsmagazin für Kultur und Pop, Lifestyle und Stadtgeschehen.
Die Berliner Tanz-Trash-Truppe Bonaparte hat ihr drittes Album herausgebracht. Oha, erst mal tief einatmen, und los: Wieder gibt es parodistisch-philosophische Erkenntnisse des Sängers Tobias Jundt wie „I don’t know where I am going, so everybody is following me“ auf die Ohren.
Es ist ein altes Scheiß-Sprichwort: „Der Weg ist das Ziel“. Aber im Moment fühlt es sich für uns so an. Deshalb heißt es in „Sorry, We’re Open“: „I don’t know where I’m going so everybody follow me“. Das ist ja oft so. Ich weiß nicht genau, wo wir hingehen, aber ihr kommt jetzt alle mit. Wir gehen jetzt dahin. Ich glaube im Album geht es viel darum, wie das ist, Künstler zu sein. Du musst aus nichts Gold machen.
Jundt zelebriert wie gewohnt rotzig-frech mit kratzender Stimme die Sinnlosigkeit des Partylebens und unterstreicht das mit einfachen, rustikalen Gitarrenriffs. Seine Band – circa 20 wechselnde Musiker und Tänzer – kontert mit trashigem Gefrickel und folkloristischem Geklingel.
Bei dem Album wurde nichts vorproduziert. Da ist keine Spur Midi. Da habe ich eine Idee gehabt und dann habe ich das gemacht: „Ah hier, Höfner Bass: Bäng. Ah hier, dieser Synthie. Ah, warte mal, wenn man das da drüber schickt, gut so!“ Das wurde halt gemacht und das ist es. Man hört es auch. Es ist im Sound, wie auch auf textlicher Ebene, ein recht menschliches Album geworden. Das Album steht zu seiner krummen Nase. Es ist nicht runterquantisiert oder gesäubert.
Fast jedes Lied ist prädestiniert zum Tanzen und Grölen: Live wird es sicher auch aus dem Publikum Mañana Forever tönen. Doch an die alten Hits wie Anti-Anti oder Too Much kommt keines der neuen Lieder wirklich heran. Nichtsdestotrotz ist Sorry, We’re Open ein gelungenes, rundes Bonaparte-Album.