Der Stradivari-Kult
Vor über dreihundert Jahren hat der Geigenbauer Antonio Stradivari in seiner Werkstatt Streichinstrumente geschaffen, die heute als Kostbarkeiten gelten. Einerseits auf materieller Ebene, die letzte Stradivari wurde für knapp 16 Millionen Dollar verkauft. Andererseits sind sie für die grossen Künstler das einzig wahre Werkzeug für den perfekten Klang – und nicht zuletzt ein Statussymbol.
Für Experten steht außer Frage: Antonio Stradivari ist bis heute unerreichter Meister des Geigenbaus.
Eine Stradivari in den Händen eines Amateurs ist vergleichbar mit einem ’normalen‘ Autofahrer im Formel-1-Wagen. – Auktionator Georg Bongartz
Es war ein herber Verlust für den Violinisten Roman Totenberg, als ihm die Geige nach fast vierzig Jahren in seinem Besitz gestohlen wurde. Der Dieb war ein Kollege, Geiger Philip Johnson. Doch erst nach dessen Tod, als seine Witwe das Instrument schätzen ließ, erkannte der Experte die Ames-Stradivari und informierte das FBI.
Diebstahl lohnt sich nicht
Kann man nicht selber darauf spielen, lohnt sich der Diebstahl nicht. In einem Pfandhaus bekäme man viel zu wenig dafür, und bei einem Experten würde diese sofort erkannt und die Polizei verständigt – schließlich handelt es sich bei verbliebenen Exemplaren um Instrumente von Weltruhm.
Doch woher rührt der „Mythos Stradivari“? Und können die Töchter Totenbergs, die die Ames-Stradivari erben, tatsächlich darauf hoffen, die Geige wieder in den Händen eines Violinisten zu sehen?
Ob der Stradivari-Kult gerechtfertigt ist und was es damit auf sich hat, darüber unterhielt sich detektor.fm-Moderator Gregor Schenk mit Georg Bongartz. Er betreibt in Aachen das einzige Auktionshaus für Streichinstrumente in Europa.
Redaktion: Sonja Dietschi