Von Helden, Halunken und dem Patriarchart
Antje Schomaker wächst in NRW auf und rockt schon als Dreijährige auf der Pappgitarre. Es folgen Klavier, Fagott und später die richtige Gitarre. Nach dem Abi geht sie für ein Jahr nach Irland und zieht dann nach Hamburg. Eher so nebenbei studiert sie dort Musikwissenschaften, vor allem aber schreibt sie Songs und hat erste Auftritte.
Bosse wird auf sie aufmerksam und nimmt sie mit auf Tour. 2018 erscheint ihr erstes Album „Von Helden und Halunken“. Mittlerweile in Berlin ansässig, bringt sie im Dezember 2020 ihre neueste Single raus: „Auf Augenhöhe“. Ein Song gegen Sexismus und für Gleichberechtigung, geschrieben im Sommer 2019, nach einem Telefonat mit ihrer Mutter.
Sie ist in ihren Zwanzigern gegen den Abtreibungsparagraphen auf die Straße gegangen und hat da schon Dinge verändert. Wir stehen jetzt immer noch an den gleichen Stellen. Ihr ganzes Leben lang musste sie gegen das Patriarchat kämpfen und jetzt muss sie auf der Arbeit immer noch den Kaffee kochen, nur weil sie eine Frau ist.
Eine sanfte Botschaft
Produziert hat sie den Song mit Daniel Schaub (u.a. Casper, Mark Foster) und Robert Stephenson (u.a. Von Wegen Lisbeth, Fil Bo Riva) in Berlin. Im Arrangement sorgen warme Flächen vom JUNO-Synthesizer und ein prägnanter Vocal-Loop für den entspannten 90s-Vibe.
Ich wollte einen Song machen, den du auch auf Schallplatte am Sonntagmorgen hören kannst, ohne dass er dir die Message so um die Ohren haut. Und dir eher mit einem sanften Gefühl sagt: Guck mal, so fühlt sich das an.
Wir sind viele
Was als fixe Idee in den ersten Versionen des Songs schon immer mitschwingt: ein Frauenchor, der das Argument, es gebe ja gar nicht so viele Frauen, die Musik machen, ad absurdum führt. Als dann die Anfrage für eine Spotify-Kampagne reinkommt, geht alles ganz schnell und am Ende singen 124 Frauen: „Du kannst mich sehen, wenn du mich sehen willst / Weil ich neben dir stehe / Auf Augenhöhe“. Mit dabei sind u.a. Blond BOY, CATT, Mia., Hundreds, Steiner & Madlaina und Jennifer Weist.
Ich wollte einfach zeigen, dass es uns gibt, dass wir aber in Playlisten und auf Festivals oft nicht stattfinden. Ich wollte den Dialog starten und mit diesen 124 Frauen zeigen, wen es gibt, wen wir aber vielleicht auch nicht sehen.
Mehr Frauen auf Bühnen und Playlisten
Ein Blick auf die wichtigen Playlisten und die großen Festivals zeigt, dass dieser Dialog nach wie vor notwendig ist. Und dass es Vorbilder braucht, denen jüngere Generationen nacheifern können.
Wenn ich in eine Galerie neun Bilder von Männern hänge und eins von einer Frau, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass mir das Bild von der Frau nicht gefällt, höher. So ist es ja auch im Radio oder auf Playlisten. Wenn wir die Frauen da nicht reinsetzen, dann können sie auch erst gar nicht gehört werden. Dann können auch keine jüngeren Generationen denken: Geil, ich mach jetzt auch Musik, weil ich ja Frauen auf Bühnen sehe.
In dieser Folge von Tracks & Traces hört ihr, wie Antje Schomaker „Auf Augenhöhe“ geschrieben und produziert hat, welche persönlichen Erfahrungen sie darin aufgreift und wie sie die Stimmen von 124 Sängerinnen in den Song eingebaut hat.
Einige der Sängerinnen sind auch Teil des Musikvideos, bei dem Annegret von Feiertag Regie geführt hat, u.a. bekannt durch die #UnhateWoman-Kampagne.