Tracks & Traces | Giant Rooks – Heat Up

Vom Sorgenkind zur Pophymne

Die besten Aufnahmen passieren manchmal ganz beiläufig, in den Anfangsstadien eines Songs. Was vom Vibe übrig bleibt, wenn es darum geht, den Song „so richtig“ aufzunehmen, steht auf einem anderen Blatt. Giant Rooks erzählen in Tracks & Traces, wie aus einem Sorgenkind die Pophymne „Heat Up“ wurde.

Überflieger des Indiepop

Eine Band gründen, Songs aufnehmen, erste Konzerte spielen und sich langsam eine Fanbase aufbauen, bis irgendwann der große Durchbruch kommt. Normalerweise braucht man dafür einen ziemlich langen Atem. Es sei denn, die Band heißt Giant Rooks. Als „Indiepop-Musterschüler“ bezeichnet sie der Musikexpress. Und tatsächlich hat das Quintett ein paar Klassen übersprungen und galt schon als Band der Stunde, als es noch nicht mal ein Album gab. Aber der Reihe nach.

2015 gründen fünf Jungs aus Hamm in Nordrhein-Westfalen die Band Giant Rooks. In den folgenden Jahren finden sie auf drei EPs und über 350 Konzerten zu ihrem eigenen Sound. Auf dem Weg dahin sammeln sie diverse Preise ein: 1LIVE-Krone, Preis für Popkultur, New Music Award.

Auf Spotify hören monatlich über eine Millionen Menschen Giant Rooks. Allein ihr Song „Wild Stare“ zählt dort 50 Millionen Streams. Gerade haben sie ihr Debütalbum rausgebracht und freuen sich über Platz drei der deutschen Albumcharts. „Rookery“ heißt das Album. Und darauf ist auch der Song „Heat Up“. Übrigens der Titelsong zur aktuellen Werbekampagne von Spotify.

Auf der Suche nach der Leichtigkeit

Die ersten Ideen für „Heat Up“ schlummern in einem schmalen Logic-Arrangement von Sänger Frederik Rabe, von dem die ganze Band begeistert ist. In den ersten Studio-Sessions erweist sich der Song allerdings als harte Nuss, die es erst einmal zu knacken gilt.

Wir haben den Song im Studio echt überladen. Dieser leichte Vibe vom Demo ist dadurch komplett verloren gegangen. Das hatte am Anfang so eine Sexyness und eine Beiläufigkeit. Tatsächlich ist „Heat Up“ unser Sorgenkind gewesen, weil wir versucht haben, diesen Song über mehrere Monate zu finalisieren und es nicht hinbekommen haben.

Schlagzeug, Bass, Gitarre, Klavier, Streicher und Synthies machen „Heat Up“ ganze sieben Mix-Versionen später schließlich zu einem euphorischen Popsong, der wie so viele Songs auf „Rookery“ als Singleauskopplung taugt und der trotz seiner üppigen Instrumentierung das Resultat eines aufgeräumten Arrangements ist.

Wir haben auf „Rookery“ gelernt, dass weniger häufig mehr ist und dass es sinnvoll ist, Songs auf das Wesentliche herunterzubrechen. Das mag man bei „Heat Up“ gar nicht hören. Aber wir mussten sehr viele Instrumente und Spuren rausstreichen, um zu dem Punkt zu kommen, an dem der Song jetzt ist.

Klimakrise im Liebeslied

In „Heat Up“ verhandeln Giant Rooks DEN Klassiker den Popmusik schlechthin. Das Verliebtsein beschreiben sie in großen, surrealistischen Bildern mit doppeltem Boden.

Wir wollten gleichzeitig Begriffe verwenden, die man eigentlich anders assoziiert. „Heat Up“ zum Beispiel verbindet man aktuell mit der Klimakrise. So einen Begriff zu nehmen und in den Kontext eines Liebesliedes zu rücken, fanden wir spannend.

In dieser Folge von Tracks & Traces erzählen Sänger Frederik Rabe und Gitarrist Finn Schwieters, wie aus einem anfänglichen Sorgenkind ein stimmiger Song geworden ist, wie ein 70er-Jahre Funk-Klassiker das Intro des Songs beeinflusst hat und warum sie zum Singen in den Flur gehen.

Redaktion