Tracks & Traces | Hundreds – Wilderness

Atombombenmusik

Hundreds produzieren ihre Musik autark auf einem Hof im Wendland. Ihr Song „Wilderness“ ist ein Abgesang auf eine Menschheit, die sich selbst zerstört. Ein dystopischer Soundtrack, der im Angesicht der brodelnden Klimadebatte kaum zeitgeistiger sein könnte. In Tracks & Traces nehmen sie den Song auseinander.

Studio im Grünen

Ein großes Gehöft in dörflicher Lage, irgendwo im grünen Wendland. Hier haben Hundreds vor ein paar Jahren ihr Studio eingerichtet. Über eine große Wiese mit Obstbäumen und wildem Garten gelangt man in den roten Backsteinbau. Der alte Stall ist noch als solcher erkennbar, nur dass dort jetzt Instrumente und Equipment lagern.

Das Studio selbst ist klein. Wirkt vielleicht auch nur so, weil sich hier über die Zeit so viele Klaviere und Synthesizer angesammelt haben. Ein Hochbett bietet nicht nur Gastmusikern eine Schlafmöglichkeit, sondern bändigt auch Schallreflexionen.

Apokalypse und Dystopien

Hier ist „Wilderness“ entstanden, das dritte Album des Geschwisterduos. Eva und ihr sechs Jahre älterer Bruder Philipp Milner sind schon bei Familienfesten gemeinsam aufgetreten. Mittlerweile bespielen sie mit ihrem mal leichtfüßigen, mal dramatischen Synthiepop große Bühnen.

Das große Thema des Album ist das Eingreifen des Menschen in die Natur. „Es geht viel um Apokalypse und Dystopien“, sagt Eva. Und der Titelsong, zugleich der Opener und überhaupt das erste Stück, das für die Platte entstanden ist, ist die Anfangsdystopie.

„Das ist ja Atombombenmusik!“

Inspiriert ist er unter anderem von Büchern wie „Die Wolke“ und „Die Kinder von Schewenborn“ von Gudrun Pausewang. „Als acht-, neunjährige hat mich das traumatisiert, weil ich ja nicht wusste, dass es Atomkraft gibt. Wie kann man so etwas bauen, was einem so schaden kann?“ sagt Eva rückblickend.

Als wir das unserer Mutter zum ersten Mal vorgespielt haben, hat sie gesagt: „Das ist ja Atombombenmusik!“Eva und Philipp Milner von Hundreds 

Der Soundtrack zum Weltuntergang klingt entsprechend düster. Ein monotoner Synthie-Bass gibt die Richtung vor, Pauken mit viel Hall donnern in der Ferne. Philipp, der bei Hundreds auch die Rolle des Produzenten übernimmt, freut sich: „Ich konnte mich bei dem Lied kompositorisch schön ausdrücken“.

In dieser Folge von Tracks & Traces knöpfen sich Hundreds „Wilderness“ vor, geben Einblicke in ihre Studioarbeit und verraten, was es mit der „Singenden Säge“ auf sich hat.

Redaktion