Über die Qualität von Schallplatten

Vinyl: Zwischen Marketingfalle und Leidenschaft

Schallplatten-Sammler schwören auf das bessere Hörerlebnis des schwarzen Goldes. Doch was sagen eigentlich Farbe, Gewicht und Geschwindigkeit über die Qualität einer Vinylplatte aus?

Wo die Grenzen zwischen Gelegenheits-Hörern und Vinyl-Nerds verlaufen, ist diskutabel. Doch wer sich für den Kauf einer Schallplatte entscheidet, möchte wissen, wofür er eigentlich zahlt.

Qualität für geübte Ohren

Begibt man sich auf die Suche nach Qualitätskriterien, stößt man schnell auf die audiophile Platte als Königin der Klangqualität. Die wird besonders von Spezialisten wie Mario Weiler geschätzt. Der Vinylshop-Betreiber erklärt, bei einer audiophilen Platte werde auf allen Produktionslevels die höchste analoge Qualität eingehalten. Der Preis einer solchen Platte kann jedoch abschrecken. Wer keine 70 Euro für eine Scheibe ausgeben will, sollte auf audiophile Platten verzichten. Die Qualität ist nur für geübte Ohren und mit teuren HiFi-Anlagen zu hören.

Der Unterschied ist zu hören, aber nicht so frappierend, wie er wäre, wenn man eine sehr hochwertige Stereokette besitzt.Mario Weiler 

Achtung: Marketingfalle!

Aber auch im niedrigeren Preissektor werben Musiklabels häufig mit Extras: schwere Pressung, farbige Platte oder schnelle Abspielgeschwindigkeit. Was steht aber wirklich für Qualität? Laut Mario Weiler gibt es relativ viele Marketingtricks, die nichts mit der Qualität einer Schallplatte zu tun haben. So ist eine 180g-Platte gar nicht besser als ihre leichtere Version. Entgegen dem Mythos muss aber auch die Qualität des farbigen Vinyl nicht schlechter sein als die eines schwarzen.

Eine farbige Schallplatte – kein Einfluss auf die Soundqualität (Foto: detektor.fm)

Auch das Team des Plattenladen Musikhaus Kietz in Leipzig bestätigt, vieles sei nur eine Marketingfalle.

Also egal, was drauf steht – remastered oder nicht – es ist abhängig von den Labels und wie viel Geld sie reinstecken.

Das Team von Musikhaus Kietz in Leipzig – von links: Moritz Ruffing, Philipp-Emauel Weißbach und Rory Kietz (Foto: detektor.fm)

Wenn auf eine Platte ein Bild oder Motiv gepresst wird, kann sie sich aber tatsächlich schlechter anhören. Auf diesem zusätzlichen Material verhält sich die Nadel manchmal anders und dadurch kann der Klang so eines Picture Vinyl schlechter  sein.

Willst du gelten, mach dich selten

Doch all dies ändert häufig nichts am Interesse der Sammler, die limitierte Auflagen der Platten über alles schätzen. Hohe Preise, die mühsame Suche aber auch die niedrigere Qualität – nichts streckt die Liebhaber ab, so Plattenladenbesitzer Rory Kietz.

Wir hatten letztens einen Punk-Hardcore-Kunden, der die eine Platte in fünf Farben gekauft hat. Bei uns hat er das Clear-Vinyl gekauft. Also für Sammler ist es echt interessant.

Ein Picture Vinyl lockt viele Sammler (Foto: detektor.fm)

Es ist also jedem überlassen, wo er die Grenze zwischen Qualität und individuellem Sammlerwert zieht. Für beide Typen gibt es genug Platz auf dem Musikmarkt. Und jeder Kauf einer Schallplatte unterstützt die Musiker und trägt somit der Vielfalt und  Qualität der Tonträger bei.