Wiener Band Bilderbuch im Interview

Die Chance nutzen oder mit Krawall untergehen

Die Wiener Band Bilderbuch ist gerade in alle Munde. Mit ihrem poppigen Song „Maschin“ haben sie einen kleinen Hit gelandet. Wir haben uns auf dem Kosmonaut Festival zum Plansch, äh Plausch verabredet.

Große Wiedersehensfreude im Backstage vom Kosmonaut-Festival in Chemnitz zwischen Casper und Bilderbuch. Die beiden Frontmänner liegen sich freudig in den Armen. Casper hatte die Band aus Wien im Frühjahr für ein paar Dates auf seine große Hallentournee mitgenommen.

Das sind ganz andere Leute. Die kennen Bilderbuch zu 97% nicht. Gerade in Saarbrücken, wo wir gespielt haben. Da stehst du in einer 4000er Halle und bist ein unbeschriebenes Blatt. Das ist schon lustig, aber die Leute haben es dann schon angenommen. Eigentlich hatte man auf der Support-Tour das Gefühl, dass man mit Freunden unterwegs ist. Schon ab dem zweiten Tag. Man kann sich eine Schnitte davon abschneiden, wenn man gerade so einen großen Erfolg hat und so viel tourt und dann noch so nett ist, zu allen Leuten, die dabei sind, als wenn es eine große Familie ist. Das war ein einmaliges, cooles Erlebnis.

Farblos vs. Quietschbunt

Viel hat sich getan für Bilderbuch, der Band aus Wien. Das Video mit dem gelben Lamborghini geistert seit Monaten über die Timelines der sozialen Netzwerke. Maschin heißt das dazugehörige Stück.

Bilderbuch gibt es seit neun Jahren. Das wissen die wenigsten.

Erzählt Sänger Maurice beim Amadeus Award vor ein paar Wochen. Bei dem Österreicher Pendant zum Echo waren die Jungs schon viermal nominiert. Jetzt sind sie aller Munde. Das liegt vor allem daran, dass sie sich neu erfunden haben. Früher haben sie etwas farblosen Indierock gespielt. Jetzt quietschbunten Alternativpop.

Das schöne ist, wenn jetzt jemand Bilderbuch kennenlernt, hat er die Möglichkeit, ob er es mag oder nicht, sich mit der Band auseinanderzusetzen. Zu sehen, was sich die letzten 6, 7 Jahre verändert hat. Wir haben auch Fans der ersten Stunde. Für die eine Platte zu machen ist etwas ganz spezielles.  Für die Leute, die uns erst seit der EP kennen, ist eine neue Platte machen relativ undankbar. Aber für alle, die uns seit der ersten Platte verfolgen, die freuen sich über ein neues Album, einfach weil es ein weiteres Teil in dem Ganzen ist.

Auf der Erfolgswelle reiten

Sich immer wieder neu erfinden, so lange bis der Durchbruch gelingt. So könnte man die Geschichte von Bilderbuch in einem Satz zusammenfassen. Nach zwei Alben ist Ende letzten Jahres eine schlichte EP namens Feinste Seide rausgekommen.

Wir haben die EP auch gemacht um alles auf null zu setzen, um wieder eine Art Demo zu machen. Wirklich wieder zurück zu den Anfängen einer Band. Kein Album, nix, einfach nur ein Mixtape. Dass das Demo so gut funktioniert hat, ist super positiv, aber es wäre fatal, jetzt in einen Wahnsinn zu verfallen. Das beste ist, dass wir jetzt die Zeit nutzen können, um Lieder zu schreiben mit dem Wissen, dass es mehr Leute hören werden als früher. Und mehr nicht. Man darf sich da gar nicht verrückt machen. Sich einfach freuen, dass man eine Chance hat. Wenn man die versemmelt, dann macht man entweder weiter oder man geht mit Krawall und Karacho unter.

Ist der Erfolg da, gilt es, möglichst lange auf dieser Welle zu reiten. Die eine Möglichkeit ist: alles mitnehmen was geht. Die andere: den Hype abfedern und etwas langfristiges aufbauen. Bilderbuch spielen eine ausgiebige Festivaltour diesen Sommer. So erhöhen sie die Spannung auf der einen Seite. Auf der anderen erreichen sie auch noch die Aufmerksamkeit all derer, bei denen noch kein gelber Flitzer auf der Timeline erschienen ist.