“Wir sind vorbei” – Enno Bunger und die Jungstraurigkeit

Wir sind vorbei. Ein Albumtitel, der in seiner Kürze auf den Punkt bringt, worum es im Zweitwerk von Enno Bunger geht. Der gebürtige Ostfriese gibt sich voll und ganz einer Jungstraurigkeit hin, die verlassene Songschreiber nun mal so um sich treibt, wenn sie verlassen werden.

Autorin: Juliane Streich

Eine Kooperation mit Kreuzer Online, dem Monatsmagazin für Kultur und Pop, Lifestyle und Stadtgeschehen.



Der derzeit gern geführten Diskussion über den Mann als das neue Weichei dürfte diese Platte weiteres Futter geben. Ein in sich gekehrter, bärtiger junger Mann weiß nicht genau, was er von sich, der Welt und den jungen Frauen – an die er Abschiedszeilen auf Papier schreibt – halten soll.

Regen und Resignation, Blockaden und brennende Briefe besingt Enno Bunger auf seinem zweiten, in Berlin mit Tobias Siebert aufgenommenen Album. Vater im Geiste war ganz offensichtlich Jochen Distelmeyer, auch wenn Bunger im Video zur Single Euphorie Arcade-Fire-Platten auflegt.

Tausend Tränen tief, denn Euphorie verursacht auf den am Piano begleiteten Liedern ein Fiebergefühl. Ein Album, das einem vielleicht dann Halt geben kann, wenn man gerade verlassen wurde und in zielloser Einsamkeit durch die Großstadt wandert oder sich am Sonntagnachmittag dem Weltschmerz mal so richtig hingeben will.

Ansonsten ist Wir sind vorbei am Stück gehört schwer auszuhalten. Einzige Ausnahme: der Song Die Flucht, in dem Bunger in vergleichsweise fast schon nach vorne treibender Punk-Manier ins Mikro ruft: „Schluss mit den Schuldgefühlen!“

Redaktion