100 Jahre Weimarer Republik

„Nicht an der Verfassung gescheitert“

Vor 100 Jahren hat sich die Nationalversammlung in Weimar das erste Mal versammelt. Die Republik gab es zwar nicht sehr lange, doch sie hat die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bis heute geprägt.

Verfassungsjubiläum

Die Weimarer Republik wird 100 Jahre alt. Am 6. Februar 1919 sind die demokratisch gewählten Vertreter des Volkes das erste Mal zusammengetreten. Die Verfassung der jungen Republik begreift man heute zwar vorrangig durch ihr Scheitern. Jedoch hat sie auf Deutschlands Weg zu einer freiheitlichen Demokratie einen enormen Beitrag geleistet. Das betonen auch Politiker immer wieder. Im Deutschen Nationaltheater Weimar treffen sich heute hochrangige Gäste deshalb zu einem Festakt. Es wird jedoch nicht nur gefeiert, sondern andererseits auch gemahnt, sich die Fehler aus Weimar zu Herzen zu nehmen und daraus zu lernen.

Die Weimarer Verfassung wäre unter den weitaus günstigeren Bedingungen ab 1948/49 wahrscheinlich nicht gescheitert. Ob unser so viel gelobtes Grundgesetz andersherum die Krisen der Weimarer Republik wirklich hätte bewältigen können, ist mehr als fraglich. – Prof. Dr. Christian Waldhoff, Rechtswissenschaftler

Weimarer Republik  2.0?

Im gesellschaftlichen und politischen Diskurs kommt auch immer wieder der Vergleich der heutigen Lage zu jener in Weimar. Schließlich sind politische Differenzen, Polemik und gezielte Tabubrüche heute wieder an der Tagesordnung. Dennoch kann man die Zustände von damals nicht mit denen von heute gleichsetzen. Damals haben viele Faktoren zusammen gewirkt, die heute so nicht auftreten: die Weltwirtschaftskrise, der verlorene Krieg und extreme Zersplitterung der politischen Landschaft.

Über die Weimarer Republik, ihre Verfassung und was wir daraus mitnehmen können, hat detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Prof. Dr. Christian Waldhoff gesprochen. Er lehrt und forscht am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Finanzrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Ich halte es für ziemlich leichtfertig zu sagen, wir hätten jetzt schon wieder Weimarer Verhältnisse. So gab es beispielsweise nach 1930 keine einfache Mehrheit der Republik- und Verfassungsbejahenden Parteien. Linke und rechte Extremisten bekämpften aktiv die Verfassung. Das kann man heute so nicht sagen.Prof. Dr. Christian Waldhoff 

Redaktion: Johannes Rau