Staatliche Agentur für medizinisches Cannabis

Die „Tüte“ aus der Apotheke

Künftig darf Cannabis für medizinische Zwecke angebaut werden. Krankenkassen müssen für bestimmte Patienten sogar die Kosten übernehmen. Die Kontrolle darüber übernimmt eine staatliche Cannabisagentur in Bonn. Die hat jetzt ihre Arbeit aufgenommen.

Cannabis in der Medizin

Cannabis für die medizinische Anwendung ist bisher nur mit einer Ausnahmegenehmigung von Ärzten verschrieben worden. Krankenkassen sind dafür nicht aufgekommen – und so mussten die etwa 1.000 Betroffenen ihre etwas „andere“ Therapie bei der Apotheke aus eigener Tasche zahlen. Im Monat kann das zwischen 540 und 1.800 Euro kosten.

Wenn man nach Israel oder Kanada schaut, muss man bei medizinischem Cannabis schon von einer ernsthaften Branche sprechen. – Georg Wurth, Leiter des Deutschen Hanfverbands

In der Medizin wird Cannabis zur Therapierung verschiedener Krankheitsbilder eingesetzt: zum Beispiel bei Krebs- und AIDS-Patienten, bei Rheuma, Multipler Sklerose oder bei Tourette. Den Wirkstoffen Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) werden neben schmerzlindernden, entzündungshemmenden und krampflösenden auch appetitanregende Wirkungen nachgesagt.

Die Cannabisagentur

Im März tritt das Gesetz „Cannabis als Medizin“ in Kraft. Unter der Leitung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte ist dafür extra eine eigene Cannabisagentur eingerichtet worden. Die soll zentral und staatlich den Anbau kontrollieren und steuern. Außerdem soll eine Begleitstudie des Bundes weitere Erkenntnisse über Hanf und dessen Wirkung aufdecken.

Bauer oder Dealer?

Die Agentur vergibt Cannabisverträge an Bauern und kassiert die Ernte im Anschluss komplett. Ohne dabei Gewinn erzielen zu dürfen, wird der Hanf an Arzneimittelhersteller und Apotheken weitergeleitet. So soll eine gute pharmazeutische Qualität sichergestellt werden. Wie viel am Ende das Cannabis in der Apotheke und somit für die Krankenkassen kosten soll, ist noch nicht bekannt.

Hanfanbau ist nicht so einfach, wie sich das vielleicht jetzt viele Leute denken, die schon mal drei Pflanzen in ihrem kleinen Schränkchen angebaut haben. – Georg Wurth

Bisher werden jährlich mindestens 170 Kilogramm Hanf für die etwa 1.000 Patienten benötigt. Das Institut rechnet damit, dass Cannabis aus deutschem Anbau ab 2019 zur Verfügung steht. Bis dahin werde die benötigte Menge wie bisher aus den Niederlanden und Kanada importiert, sagt Georg Wurth. Er ist Vorsitzender des Deutschen Hanfverbandes und erklärt im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Marie Landes auch, wo er die Probleme des neuen Cannabisgesetzes und der Agentur sieht.

Dass es bisher so wenige Studien gab liegt daran, dass die Pharma-Unternehmen das Produkt nicht patentieren und somit die Forschungskosten nicht auf den Preis aufschlagen können.Georg Wurth 

Redaktion: Conny Poltersdorf

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