Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo

Mit Humor für eine freie Demokratie

Nach den Anschlägen auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo stellen sich manche Fragen wieder neu – und brutaler. Muss man Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen? Und bringt Islamkritik schärfere Reaktionen hervor, als andere Karikaturen?

Die ganze Welt war geschockt, als gestern schwarz gekleidete Männer mit Kalaschnikow und Bombenwerfer bewaffnet die Redaktion der französischen Satire-Zeitung Charlie Hebdo in Paris stürmten. Die Täter töteten insgesamt 12 Menschen – und sollen „Allah ist groß“ und „Wir rächen den Propheten“ gerufen haben. In Frankreich ist die Zeitung bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Mehrfach veröffentlichte sie auch islamkritische Karikaturen und löste damit Diskussionen in der französischen Gesellschaft aus.

Schon öfter Ziel von Anschlägen

Schon 2011 gab es einen Brandanschlag auf die Redaktion, seitdem wird sie von zwei Polizisten bewacht. Außerdem wurde damals auch die Homepage der Satirezeitung durch die türkische Hackergruppe „Akıncılar“ lahmgelegt. Danach war dort für einige Stunden eine Moschee zu sehen. Daneben stand die Botschaft: „Unter dem Deckmantel der Pressefreiheit greift ihr mit euren gehässigen Karikaturen den großen Propheten des Islam an. Der Fluch Gottes soll euch treffen. Wir werden in der virtuellen Welt euer Fluch sein. Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.“ Bei dem Brandanschlag wurde zwar niemand verletzt, jedoch das ganze Inventar der Redaktion zerstört.

Mohammed-Karikaturen 2012 und 2013

Auch zur Zeit des Arabischen Frühling, als die Stimmung in muslimischen Ländern brisant war, veröffentlichte Charlie Hebdo Mohammed-Karikaturen. Für diese Veröffentlichung musste die Zeitung viel Kritik einstecken, so dass sich die Redaktion gezwungen sah, die Karikaturen bereits einen Tag vor Veröffentlichung mit der Rede- und Pressefreiheit zu verteidigen.

Diese Veröffentlichung hinterließ auch Spuren im französischen Leben, denn die Regierung sah sich damals gezwungen, etwa 20 Einrichtungen, wie internationale Schulen und Botschaften, aus Sicherheitsgründen zu schließen.

Dass die Satirezeitung Charlie Hebdo sich dennoch nicht einschüchtern lässt, hat sie oft bewiesen – und dafür teuer bezahlt. Weltweit solidarisierten sich Journalisten und Redaktionen mit den französischen Kollegen, und stellten klar: Rede- und Pressefreiheit hat oberste Priorität – jetzt erst recht. Dieser Meinung ist auch Rainer Hachfeld. Wir haben mit ihm über die Anschläge auf Charlie Hebdo in Paris, das Leben als Karikaturist und die befürchteten Folgen dieser Tragödie gesprochen.

„Das ist notwendigerweise die Folge von Satire allgemein, dass Leute ihre Gefühle verletzt sehen. Entweder ihre politischen, religiösen oder moralischen. Das muss aber in einer normalen Demokratie ausgehalten werden.“Rainer Hachfeld 

Redaktion: Maria Mathias

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