Autonomie an Hochschulen: wenn der Staat sich zurückzieht

Hochschulen waren und sind immer noch von den Entscheidungen der Wissenschafts- und Bildungsministerien abhängig. Doch immer mehr Universitäten fordern jetzt Autonomie und Freiheiten in Forschung und Lehre – wer profitiert am Ende davon?

Torsten Bultmann 

In der Bildungspolitik gilt das Wort „autonom“ seit einigen Jahren als besonders schick. Deshalb findet das Konzept der „autonomen Hochschulen“ an Universitäten und Fachhochschulen viele Befürworter. Es wird als Freiheitsgewinn und Autonomiezuwachs gefeiert. Auf dem Weg zu autonomen Einrichtungen haben sich die Hochschulen Freiheiten in Forschung und Lehre Stück für Stück zurückerobert, die sie in den vergangenen Jahrzehnten an Bildungs- und Wissenschaftsministerien abgeben mussten. Der Staat verzichtet jetzt zunehmend darauf, sich mit Regelungs- und Steuerungskompetenzen in die Angelegenheiten der Hochschulleitung einzumischen.

Ein Beispiel: Die Frankfurter Goethe-Universität hat vom Land Hessen nun mehr Spielräume bekommen. Sie beruft ihre Professoren selbst und entscheidet frei darüber, welche Studiengänge sie einrichtet und welche sie schließt. Damit handelt sie in den Kernaufgaben selbstständig.

Gegen einen größeren Handlungsspielraum und mehr Freiheiten der Hochschulleitung ist im Grunde nichts einzuwenden. Dennoch kritisiert Torsten Bultmann vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die Univseritäten durch die Autonomisierung zu ökonomisch ausgerichtet sind:

Das ganze Potential der Hochschulen, das in den Fähigkeiten der am Wissenschaftsprozess Beteiligten existiert, wird lahmgelegt.

Wer Gewinner und Verlierer der Autonomisierung der Hochschulen sind, erklärt Torsten Bultmann im detektor.fm-Interview.