Berliner Republik | Wahlen in Thüringen und Brandenburg

Immer auf die Kleinen?

Enttäuschende Wahl-Ergebnisse für die SPD in Thüringen und für die Linken in Brandenburg. Warum werden die kleinen Koalitionspartner immer abgestraft?

In Thüringen verlor die SPD bei der Landtagswahl über sechs Prozentpunkte, in Brandenburg die Linke sogar mehr als acht. Das lustige Koalitionsroulette kann nun in beiden Bundesländern beginnen. Mitspielen darf jeder: Schwarz, Rot, Rot und sogar Grün.

„Die SPD ist keine Volkspartei mehr. Sie ist ein Zwitter.“

Das gewohnte Gefüge von zwei großen Volksparteien und mehreren kleineren Parteien bestehe nicht mehr, sagt Alexander Görlach, Chefredakteur von „The European“. Die SPD zum Beispiel stehe dazwischen. Um Volkspartei sein zu können, fehlen ihr die nötigen Stimmen, so wie in Thüringen. Die SPD verlor 6,1 Prozent der Stimmen und kam auf 12,4 Prozent. Somit erhielt sie nur unverhältnismäßig mehr Stimmen als die AfD mit 10,6 Prozent.  Trotzdem ist die SPD die entscheidende Partei bei der Koalitionsbildung.

Die Gewinner sind auf die Verlierer angewiesen.

In Thüringen könnten sich Linke (28,2 Prozent), SPD (12,4 Prozent) und Grüne (5,7 Prozent) zusammenschließen. Mit der Dreierkonstellation gäbe es gleichzeitig eine kleine Sensation. Denn der Linken-Spitzenkandidat Bodo Ramelow könnte somit zum ersten Ministerpräsidenten ernannt werden, den die Linke je hervorgebracht hat.

Ob der Linken dieser Erfolg vergönnt ist, entscheidet letztendlich ebenfalls die SPD, denn sie hat die Qual der Wahl und kann genauso eine Koalition mit der CDU eingehen.

„Digga, entspann dich mal“

Die wohl größten Gewinner sind nach der Europa- und Landtagswahl in Sachsen erneut die AfD. In Thüringen und Brandeburg erhielten sie jeweils mehr als zehn Prozent der Stimmen. Trotzdem ist Alexander Görlach von der Partei und deren langfristigen Erfolg nicht überzeugt. Ein Vergleich zu der Piratenpartei könne aber auch nicht gezogen werden.

„Die Piratenpartei ist eine Partei für Jüngere. Die AfD, mit den Henkels dieser Welt, die auch die alten Besserwisser und Professoren an sich bindet. Also die Leute, die viel reden, nicht zuhören und schon immer alles besser wussten und das ist so eine professorale Art, die mir bei dem Herrn Lucke persönlich auch ziemlich auf den Sack geht und die Herr Henkel auch verkörpert. Da gibt es ja dieses Video auf Youtube, wo er einen Journalisten so abkanzelt. Da denk ich, ‚Digga, du warst mal BDI-Chef und heute schreibste Bücher, also entspann dich‘.“

Was er weiter über die Zukunft der einzelnen Parteien anhand der Landtagswahlen ablesen kann, erfahren Sie im Interview mit Alexander Görlach. In unserer Serie Berliner Republik erläutert der Chefredakteur des Debatten-Magazins „The European“ jede Woche das aktuelle Geschehen in der deutschen Hauptstadt.

„Die SPD ist keine Volkspartei mehr. Sie ist ein Zwitter.“Alexander Görlach 

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