Blätter-Podcast | Corona und Schulen, Impfung, sozial-ökologische Transformation und Digital Service Package

Homeschooling forever?

In der Pandemie wird die Schulpolitik von den Fehlern der Vergangenheit eingeholt, erklärt Blätter-Redakteurin Annett Mängel. Die Journalistin Ulrike Baureithel beleuchtet das Ringen um die Corona-Impfstoffe, das zu einer Bewährungsprobe für die Solidarität wird. Der Soziologe Sighard Neckel fragt, wie sich der drohende Klimakollaps abwenden lässt, ohne dabei die Demokratie zu gefährden. Und der Politikwissenschaftler Dominik Piétron analysiert, wie es die EU mit den großen Tech-Unternehmen aufnimmt.

Schulen im Ausnahmezustand

Die Corona-Infektionszahlen und vor allem auch die Todeszahlen sind in Deutschland weiterhin hoch. Auch wie sich die Mutation aus Großbritannien verbreitet, ist bisher noch unklar. Deshalb werden die Schulen nicht so schnell wieder in den Regelbetrieb zurückkehren können. Einige Kultusministerinnen und -minister der Länder denken aber darüber nach, die Schulen bald wieder zu öffnen – zumindest für wenige Jahrgänge. Ob das verantwortungsvoll ist oder nicht, erklärt Blätter-Redakteurin Annett Mängel.

Was man auf jeden Fall nicht versprechen sollte, ist, dass es eine schnelle Rückkehr zum kompletten Regelunterricht gibt, auch nicht für die Abschlussklassen. Ich finde, das ist nicht verantwortungsvoll.

Annett Mängel

Die Corona-Impfung als Solidaritätstest

Nach BioNTech/Pfizer liefert jetzt auch AstraZeneca weniger Corona-Impfstoff an die EU-Staaten als bestellt. Aber nicht nur deshalb stockt der Impf-Zeitplan in Deutschland. Dass die Impfungen so schleppend vorangehen, liegt auch daran, dass der öffentliche Gesundheitsdienst in den letzten Jahren kaputtgespart worden sei, meint die freie Journalistin Ulrike Baureithel. Sie erklärt, was bei der Impfkampagne in Deutschland sonst noch schiefgegangen ist und warum die Corona-Impfung ein Solidaritätstest ist.

Was am Anfang der Pandemie so hochgehalten wurde, die internationale Solidarität, ist jetzt dem totalen Impf-Nationalismus zum Opfer gefallen.

Ulrike Baureithel

Im Angesicht der Katastrophe

Wir leben nicht mehr in einer Zeit bloßer Krisen, sondern haben eine Katastrophenzeit erreicht, schreibt der Soziologe Sighard Neckel. Die Corona-Krise ist ein Ausdruck dieses historischen globalen Umbruchs, bei dem der Kollaps unseres Erdsystems nicht mehr unwahrscheinlich erscheint. Nickel erklärt, dass die Corona-Pandemie und die ökologischen Notstände unserer Zeit gemeinsame Ursachen haben. Und er denkt darüber nach, ob sich auch gemeinsame Lösungen finden lassen.

Wir müssen viele Infrastrukturen, die wir benötigen – in der Energieerzeugung, in der Mobilität, in der Daseinsvorsorge – zu kollektiven Gütern machen, damit sie zugleich am Gemeinwohl wie an der Erhaltung der planetaren Lebensgrundlagen orientiert werden können.

Sighard Neckel

EU gegen Big Tech

Konzerne wie Google, Amazon oder Facebook haben in den vergangenen zwanzig Jahren die zentralen Infrastrukturen unserer digitalen Gesellschaft komplett in Besitz genommen. Sie überwachen unseren Alltag, kontrollieren und kuratieren die digitale Öffentlichkeit. Und es gab eigentlich keine Gesetze, die das verhindert hätten. Jetzt aber hat die EU eine spezielle Verordnung auf den Weg gebracht: das sogenannte Digital Service Package. Die Politikwissenschaftler Dominik Piétro und Philipp Staab meinen, dass die Verordnung endlich mal was gegen die Big-Tech-Konzerne bewegen könnte – auch wenn sie noch einige Leerstellen aufweist.

Im Bereich Social Media braucht es noch mehr Transparenz, was die Algorithmen angeht. Wir brauchen ein Recht auf Anonymität, sodass Tracking, die permanente Datenerfassung unseres Online-Verhaltens, abgeschaltet werden kann.

Dominik Piétron

Über diese Themen spricht detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit Autorinnen und Autoren der Blätter für deutsche und internationale Politik.