Blätter-Podcast | Europas Linke, Hongkong, Scientists for Future, USA und Kolumbien

„Der schlimmste aller Zustände ist der Status quo“

Wir fragen uns in der aktuellen Episode des Blätter-Podcasts: Wie die Linken in Europa abgestürzt sind, wogegen die Demonstrierenden in Hongkong auf die Straße gehen, wie die Scientists for Future gegen die Klimakrise aufklären wollen, wie die Demokraten Trump diesmal schlagen können und warum Kolumbien nicht zum Frieden findet.

Absturz der Himmelsstürmer

Lange galten Parteien wie Syriza und Podemos als Hoffnung der Linken. Aber sie alle haben herbe Rückschläge erleiden müssen. Als Modell ist der Linkspopulismus damit gescheitert, stellt der Blätter-Redakteur Steffen Vogel fest. Eine linke Erneuerung dürfe gesellschaftliche Widersprüche nicht ausblenden – und müsse Mut zu großen Ideen beweisen.

Hongkongs Dilemma

Die Lage in Hongkong ist immer noch aufgeheizt. Entzündet hatte sich der Protest an dem umstrittenen Auslieferungsgesetz. Das hätte Hongkongs Behörden erlaubt, seine Bürgerinnen und Bürger an China auszuliefern, wo es kein unabhängiges Rechtssystem gibt. Das Gesetz wurde von Hongkongs Regierungschefin zwar für tot erklärt, aber die Demonstrationen sind nicht abgeebbt. Sie haben massiv zugenommen und sich dabei radikalisiert. Auch in ihren Forderungen. Der ehemalige China-Korrespondent der taz, Felix Lee, schreibt über Hongskongs Dilemma als das Land mit zwei Systemen.

Aufklärung gegen die Klimakrise

Dass die Politik der Klimakrise lange nur tatenlos zugeschaut hat, liegt auch daran, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht ausreichend vermittelt wurden, meint der Biodiversitätsforscher Gregor Hagedorn. Er hat den Anstoß zur Gründung der deutschen Scientists for Future gegeben. Die Forscher und Forscherinnen fordern einen schnellen und umfassenden Klimaschutz. Aber vor allem wollen sie die junge Generation hinter Fridays for Future in ihrem Kampf unterstützen.

Was uns am meisten zurückhält, ist unser Unvermögen zu verstehen: Der schlimmste aller Zustände ist der Status quo. – Gregor Hagedorn

Zweite Chance 2020

Am 3. November 2020 steht in den USA die nächste Präsidentschaftswahl an – ein Datum mit überragender weltpolitischer Bedeutung. Entweder flaue mit der Abwahl Donald Trumps eine lange autoritäre Welle wieder ab, oder eine klassische Demokratie werde mit dessen Wiederwahl endgültig von eben dieser Welle überflutet. Und das hätte unabsehbare Folgen auch für den Rest der Welt, analysiert der Politikwissenschaftler und Blätter-Mitherausgeber Claus Leggewie. Statt eines radikalen Linksrucks brauche das Land daher vor allem arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Nur sie könnten eine weitere Spaltung der US-Gesellschaft sowie eine zweite Amtszeit Trumps verhindern. Aber die Rückeroberung des Weißen Hauses wird ein schwerer Gang, erklärt Leggewie im Gespräch.

Gewalt als Alltag

Ende 2016 haben die kolumbianische Regierung und die FARC einen Friedensvertrag unterzeichnet. Die Hoffnung war damals, dass damit einer der längsten und blutigsten Konflikte Lateinamerikas endet. Aber auch heute, drei Jahre später, kommt Kolumbien nicht zur Ruhe. Denn es herrschen immer noch massive soziale Ungleichheit und alltägliche Gewalt. Warum Kolumbien nicht zum Frieden findet, erklärt die Soziologin Anna-Lena Dießelmann.

Über diese Themen spricht detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit der Blätter-Redaktion.

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