Seit vergangenem Jahr müssen junge Männer nicht mehr zu Bundeswehr. Die Wehrpflicht ist ausgesetzt, die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem. Nun versucht sie, mit „Adventure Camps“ Jugendliche für sich zu gewinnen – ein umstrittenes Vorgehen.
Seitdem junge Männer nicht mehr zur Bundeswehr (respektive Zivildienst) müssen, hat die deutsche Armee ein Nachwuchsproblem. Eine neue Strategie, um potentielle Soldaten zu finden, sind „Adventure Camps“.
So bewirbt die Bundeswehr mit hipper Musik den Abenteuerurlaub in Kooperation mit der Jugendzeitschrift Bravo.
In Sardinien erwarten die Jugendlichen „krasse Wasserwettkämpfe, crazy Strandspiele und coole Beachpartys“, in den Berchtesgadener Alpen können sich die Teilnehmer wie Gebirgsjäger von Steilhängen abseilen.
Mit diesem Video will die Bundeswehr zunächst auf ihr Ausbildungsangebot aufmerksam machen. Allerdings werden weder das Berufsrisiko von Soldaten, noch eventuelle psychische Belastungen oder Einsätze wie der in Afghanistan thematisiert.
Das besprochene Werbevideo für das „Bw-Adventure Camp 2012“ ist am Nachmittag des 20. September zunächst wegen einer Copyright-Verletzung gesperrt und kurz darauf von BravoTV gelöscht worden. Das unten stehende Video zeigt ein Kennenlernen-Wochenende.
Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk „terre des hommes“ wirft der Bundeswehr vor, sie würden versuchen, Kinder für sich zu gewinnen, die deutlich leichter beeinflussbar seien als Erwachsene. Die Zielgruppe der Bravo erstreckt sich auf 12- bis 19-Jährige.
Die Organisation sieht die UN-Kinderrechtskonvention verletzt. Der zufolge soll bei allen Entscheidungen das Wohl des Kindes berücksichtigt werden.
Im detektor.fm-Interview nimmt Steffen Stoll Stellung zu dem umstrittenen Werbevideo. Er ist Dezernatsleiter Personalgewinnung der Bundeswehr.