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Deutschland ist mit Abstand der größte Abnehmer von Medikamenten-Parallelimporten der EU. Foto: Pills | CC BY 2.0 | Jamie / flickr.com

detectiv – die Rechercheserie | Das Geschäft mit dem Medikamentenmangel

Pharmahandel auf Umwegen

Laut Recherchen von correctiv und dem RTL-Nachtjournal sollen große Pharmakonzerne Medikamente in Süd- und Osteuropa günstig einkaufen und dann teurer in Deutschland weiter verkaufen. Das führt zu Engpässen. Wie läuft so ein Parallelhandel ab?

Einfach verschwunden

Benötigt man ein bestimmtes Medikament, geht man in die Apotheke. Doch ganz so einfach ist das in einigen EU-Ländern aktuell nicht. Es gibt Engpässe und Lieferprobleme.

Es melden sich viele Patienten, nicht nur bei der Patientenvereinigung, sondern auch in Sozialen Medien oder in Foren, die nach ihren Medikamenten suchen. – Márta Orosz, Reporterin bei correctiv.org

Betroffen sind vor allem Impfstoffe, Krebs- und Rheumamedikamente sowie Insulin. Grund für diese Verknappung ist, dass sich Medikamentenpreise an der Kaufkraft eines Landes orientieren. Das führt dazu, dass in einigen EU-Ländern Präparate oft halb soviel kosten wie in Deutschland. Pharmahändler kaufen Medikamente in Ländern wie Rumänien und verkaufen sie in Deutschland weiter, allerdings deutlich teurer. Deutschland ist mit Abstand der größte Abnehmer von Medikamenten-Parallelimporten in der EU.

Wenig Transparenz im Medikamentenhandel

Das Recherchezentrum correctiv hat zusammen mit dem RTL-Nachtjournal hinter die Kulissen des Medikamentenhandels geschaut und die Ergebnisse ihrer Recherche in einem Fernsehbeitrag zusammengetragen.

Parallelhandel nennt sich die Methode, bei der Medikamente günstig eingekauft und an Apotheken in reicheren Ländern verkauft werden. Laut correctiv-Recherche verdienen damit große Pharmakonzerne seit Jahren viel Geld. Ein effektives Meldesystem bei drohendem Mangel von Präparaten, wie in Frankreich, gibt es in Ländern wie Rumänien nicht. Diese mangelnde staatliche Regulierung würden die Pharmahändler ausnutzen.

Geld sparen?

Im Jahr 2002 wurde eine Quote für Apotheken eingeführt: Sie sind dazu verpflichtet, fünf Prozent Importarzneimittel herauszugeben. Bleibt ein Apotheker unter der Quote, droht ihm eine Strafe. Die Importquote soll den Krankenkassen Geld sparen. Allerdings gibt es schon einige Krankenkassen und Apotheker, die sich offen gegen Parallelhandel und die Quote aussprechen.

Es gibt unter den Krankenkassen schon eine, die AOK Baden-Württemberg, die die Importquote abschaffen möchte. Und die sieht auch die Einsparungen sehr gering im Vergleich zur moralischen Frage, welche Folge dieser Medikamentenhandel hat. – Márta Orosz

Was es mit dem EU-Medikamentenhandel auf sich hat, hat correctiv-Reporterin Márta Orosz detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer erklärt.

Márta Orosz - hat zum Thema EU-Medikamentenhandel recherchiert.

hat zum Thema EU-Medikamentenhandel recherchiert.
Es gibt auch die Theorie, dass bei Importarzneimitteln die Chance größer ist, dass man es mit Fälschungen zu tun hat. Solche Fälle gibt es eigentlich nicht so oft, aber trotzdem zeigt das auch, dass Medikamente manchmal in die falschen Hände geraten können, bevor sie hier bei uns in der Apotheke ankommen.Márta Orosz
detectiv: Medikamentenhandel in Europa 08:08

Redaktion: Josefine Farkas


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