Dolmetscher aus Eritrea

Wer hat Angst vorm Übersetzer?

Flüchtlinge sind auf Dolmetscher angewiesen. Doch die sind nicht immer neutral. Von eritreischen Flüchtlingen kommen Vorwürfe: Einige Dolmetscher würden mit dem Diktator Eritreas zusammenarbeiten.

Alles ist neu, alles ist fremd. Die Stadt, die Sitten, die Sprache. Viele Flüchtlinge sind auf Dolmetscher angewiesen, wenn sie den deutschen Behörden ihre Geschichte erzählen. Aber auch die Behörden sind auf die Dolmetscher angewiesen, wenn sie herausfinden wollen, ob ihr Gegenüber Anrecht auf Asyl in Deutschland hat oder nicht.

Die Dolmetscher haben also sehr viel Macht, und nicht alle von Ihnen gehen sorgsam damit um.

Sprache ist Macht

In letzter Zeit häufen sich die Vorwürfe, dass auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bei der Anhörung von Flüchtlingen nicht ausreichend qualifizierte Dolmetscher beschäftigt. So sollen diese zum Teil die geforderte Sprache nur leidlich sprechen oder eine problematische Gesinnung aufweisen.

Es gibt eritreische Dolmetscher, die eine enge Verbindung zum dortigen diktatorischen Regime haben. Das ist eigentlich das zentrale Problem. – Frewenyi Habtemariam, beeidigte Dolmetscherin für die eritreische Amtssprache Tigrinya

Einige eritreische Flüchtlinge beklagen, dass sie bei Anhörungen von den Dolmetschern eingeschüchtert werden. Manchmal stellt sich auch im Nachhinein heraus, dass die Dolmetscher Informationen über die Herkunft oder die Flucht bewusst weggelassen oder verfälscht haben.

Die Situation ist nicht auf das BAMF beschränkt. Auch andere Einrichtungen sollten die Gesinnung ihrer eritreischen Mitarbeiter prüfen. – Frewenyi Habtemariam

Eritrea: Flucht vor dem Diktator

Die Situation in Eritrea ist katastrophal. Präsident Isayas Afewerki herrscht nach Gutdünken über das Land, ignoriert die Menschenrechte, versklavt seine Bevölkerung. Jeder Eritreer muss für bis zu zehn Jahre Militärdienst leisten und erhält dafür nur einen kargen Lohn, der zum Überleben kaum reicht.

Aus diesem Grund sind in den vergangenen beiden Jahren jeweils um die 40.000 Flüchtlinge nach Europa gekommen. Sie alle brauchen einen Dolmetscher. Das Problem: Es gibt nicht genügend Menschen in Deutschland, die Tigrinya übersetzen und dolmetschen können.

Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Freweyni Habtemariam gesprochen. Sie ist beeidigte Dolmetscherin und übersetzt für Behörden und Gerichte unter anderem die eritreische Amtssprache Tigrinya.

Man hat es versäumt, die Pflege der Muttersprache bei den ersten Migranten in den 1980er-Jahren zu fördern. Deswegen sind Menschen, die Tigrinya schriftlich und mündlich dolmetschen können, eine Rarität.Freweyni Habtemariam 
Regimetreue eritreische Dolmetscher schaden Gefluechteten_Freweyni Habtemariamhttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2016/09/regimetreue-eritreische-dolmetscher-schaden-gefluechteten_web-1.mp3

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