Europas Mitte | Fake Media in der Slowakei

Im Kampf gegen Verschwörer

Einer von fünf Slowaken bezieht seine Nachrichten aus Desinformationsmedien. Schon lange verändern Fake Media den Alltag in der Slowakei. Ein Projekt möchte dagegen vorgehen.

Viele nutzen Fake Media

In einem Hochhaus im 20. Stock außerhalb von Bratislava sitzt Daniel Milo in einem Konferenzraum. Sein Büro musste umziehen, das alte ist zu klein geworden. Daniel Milo hat viel zu tun. Er arbeitet für die Nichtregierungsorganisation Globsec. Dort ist der Rechtsanwalt unter anderem für Strategien gegen Extremismus und Propaganda im Netz zuständig. Für ihn sind Fake Media ein großes Problem: Ein Fünftel aller Slowaken nutzt derzeit Desinformationsmedien.

Die dunklen Seiten des Internets

Noch vor ein paar Jahren hätten es Inhalte, die heute in Fake Media kursieren, kaum aus den dunklen Ecken des Internets ans Tageslicht geschafft. Heute haben Verschwörungstheorien laut Daniel Milo allerdings immer häufiger einen Platz in der Öffentlichkeit. Das habe auch die Politik in der Slowakei verändert. Das beste Beispiel sei die „Volkspartei Unsere Slowakei“, die es trotz rechtsradikaler Parolen in das slowakische Parlament geschafft hat.

Wir sehen eine große Schnittmenge zwischen den Narrativen von Fake Media und rechtsextremen, antidemokratischen Parteien. Sie bedienen sich direkt an den Ideen und der Rhetorik von Fake Media. – Daniel Milo, Sicherheitsexperte bei Globsec

Web-Entwickler halten dagegen

Auch in anderen Bereichen stellen Desinformationsmedien ein großes Problem dar. Das wissen auch Jan Urbancik und Peter Jancarik. Sie arbeiten im Onlinemarketing und verwalten Werbekampagnen von Unternehmen. Dabei wüssten die wegen komplizierter Algorithmen oft nicht, auf welchen Seiten sie werben. Landet die Werbung eines Unternehmens dann auf einer Fake News-Seite, bekommt die Geld von eben diesem Unternehmen. Um das zu verhindern haben die beiden die Seite konspiratori.sk gegründet. Auf dieser wird von einem unabhängigen Komittee überprüft, ob eine Seite gefährlich ist.

Eigentlich war es ein Tool für Onlinemarketing. Heute nutzen viele Privatleute die Seite. Sie schicken uns Websites, die wir dann überprüfen. Das alles machen wir so offen und transparent, wie es geht. – Jan Urbancik, Gründer von konspiratori.sk

Wie genau das Projekt konspiratori.sk funktioniert und welche Kritik es daran gibt, hat detektor.fm-Reporter Lars-Hendrik Setz herausgefunden.


In „Europas Mitte“ reist Lars-Hendrik Setz durch die Visegrád-Länder. Im Podcast sammeln wir alle Episoden. Alle Folgen gibt es auch direkt bei Apple PodcastsDeezer und Spotify.

Redaktion