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Fortschritt | Der langsame Tod der Glühbirne

Seit dem 1. September ist es soweit: Die Glühbirne muss aus den Verkaufsregalen. Sie ist offiziell abgelöst und wird von den Energiesparlampen beerbt. Doch ganz weg ist sie noch nicht…

2007 war die EU-Ratspräsidentschaft in deutscher Hand. Damals haben die Politiker das Klima- und Energiepaket beschlossen. Ein Punkt darin: Die Glühbirne muss verschwinden. Sie ist nicht effizient genug.

Marcus Engert - über das Glühbirnenverbot der EU.

über das Glühbirnenverbot der EU.
Marcus Engert

Darum werden seit 2009 nach und nach verschiedene Glühbirnen aus den Verkaufsregalen geräumt. Nach 60 Watt, 75 Watt und 100 Watt sind nun auch die letzten Glühlampen dran: die mit 40 Watt.

Über Sinn und Unsinn des Glühbirnenverbotes hat Marcus Engert im Studio mit Doris Hellpoldt gesprochen.

Fortschritt – Das Glühlampenverbot 04:45

Das Gespräch zum Mitlesen:

Marcus, seit diesem Monat darf es die normalen Glühlampen nicht mehr geben. Was ist denn da los?

Es stimmt schon: wenn man dieser Tage die Nachrichten verfolgt hat, konnte man den Eindruck bekommen, dass die Glühbirnen verschwinden. Ist aber nicht so. Oder zumindest nicht so hart. Seit 2009 verschwinden die Glühbirnen nach und nach. 60 Watt, 75 Watt und 100 Watt sind schon weg. Matte Lampen ebenfalls. Und seit diesem Monat erst die Birnen bis 40 Watt dann.

Aber warum denn das ganze?

Das hat mit Umweltrichtlinien zu tun, die in der EU in Kraft treten. Genau genommen ist das Ganze eine deutsche Nummer. Die Abschaffung wurde nämlich schon 2007 beschlossen: und damals hatte Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne. Damals wurde das Klima- und Energiepaket der EU beschlossen. Und seit das gilt, sind die alten Glühbirnen schlicht nicht mehr effizient genug.

Mal im Ernst: bringt das denn was?

Glaubt man der EU, schon. Angeblich spart man durch den Umstieg mal eben den Jahresverbrauch von Rumänien an Strom ein.

Nun sind die neuen Lampen, die es so gibt, ja nicht bei allen beliebt?

Das kann man schon so sagen. Vor allem geht es darum, dass das Licht von Halogenlampen und LED-Lampen als kalt und ungemütlich empfunden wird. Direkt verglichen mit so einer Glühfaden-Lampe mag das oftmals sogar auch stimmen. Aber hier muss man schon auch sagen, dass da viel passiert. Die neuen Lampen werden da besser. Die gibt es inzwischen in verschiedenen Lichttemperaturen, Lichtfarben, es gibt auch dimmbare Modelle.

Aber sie sind teurer!

Für sich genommen, ja. Aber wenn man es durchrechnet, nicht. Die halten 6 bis 10 mal länger, und sie verbrauchen deutlich weniger Strom. Nach sechs Jahren kommt da für eine 25Watt Energiesparlampe eine Ersparnis von 100 Euro raus.

Zweiter Einwand: Man hat jetzt auch oft gelesen, die Energiesparlampen seien giftig. Da sei Quecksilber drin. Was hat es denn damit auf sich?

Es stimmt, das ist da drin. Und das kann austreten, wenn so eine Lampe zerbricht. In der Regel wird dann nicht so viel freigesetzt, dass das direkt sehr gefährlich wird. Aber ganz ohne ist es auch nicht, wie uns Christiane Markard vom Umweltbundesamt erklärt hat:

Es stellt sich heraus, das trotz einem üblichen Luftaustausch in der Kammer, wir doch über einen relativ langen Zeitraum, also mehrere Stunden, erhöhte Quecksilberkonzentration in der Kammer hatten und die warten doch deutlich höher als der Innenraum-Grenzwert, den wir als Umweltbundesamt empfehlen. Man muss sehr sorgfältig die Scherben aufsammeln, man muss gut lüften, man muss Reinigungsaktionen machen, also mit einem feuchten Haushaltspapier und die Bruchteile auch aus dem Zimmer, am besten in einem Schraubglas und ganz wichtig ist, dass man vielleicht vorher die Kinder herausschickt, dann kann man eigentlich sicher sein, dass man keinen Schaden nimmt.

Also, so eine ganz große Gefahr ist das Quecksilber in den Energiesparlampen auch nicht.

Wen das alles nicht überzeugt, wer also an den alten Birnen hängt: für den wird’s jetzt richtig hart oder wie?

Naja, nicht unbedingt. Wie die EU nunmal so ist, geht das da alles schön langsam. Zum einen zieht sich dieses Glühlampenverbot ja nun schon über drei Jahre. Da haben nicht wenige der Fans mitbekommen, dass da was passiert, und sich nen gehörigen Vorrat in den Keller gelegt. Und die Händler haben das vielleicht auch gemacht. Und hier wird’s interessant: es gibt kein Verkaufsverbot für die alten Glühlampen. Sie dürfen weiter verkauft werden, bis der Vorrat erschöpft ist.

Wobei hier natürlich gilt: die Nachfrage regelt den Preis. Je weniger es werden, desto teurer werden sie wohl werden. Und dass das schnell gehen kann, zeigt vielleicht folgende Rechnung: in zehn Sekunden brennen 800 Birnen in der EU durch. Oder anders: seit wir hier sprechen, sind es 22.000. Also, wer unbedingt Glühbirnen braucht, der sollte nochmal zuschlagen.

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