Friedensgespräche um Syrien

Neue Hoffnung nach fünf Jahren Bürgerkrieg

Nach New York, München und Wien berät die internationale Gemeinschaft dieses Mal in Genf über Syrien. Durch die Waffenruhe und Russland Truppenrückzug sind die Vorzeichen für erfolgreiche Verhandlungen besonders gut. Rückt eine friedliche Lösung des Bürgerkriegs wirklich näher?

Größere Hoffnungen auf Frieden in Syrien

Die Genfer Friedensverhandlungen finden unter guten Vorraussetzungen statt: Es gibt eine Waffenruhe in Syrien und sowohl die syrische Regierung als auch Teile der Opposition sind bereit, in Genf zumindest indirekte Gespräche über einen Vermittler zu führen.

Darüberhinaus verständigen sich die USA und Russland zunehmend direkt miteinander, was von Beobachtern als positives Zeichen für eine internationale Lösung gesehen wird. Russland hat außerdem einen Teil seiner Truppen aus dem Bürgerkriegsland abgezogen.

Ich halte ja auch für denkbar, dass Assad sich darauf einrichtet, dass er künftig nicht mehr die Kontrolle über das ganze Land zurückerhalten kann. – Erich Gysling, Nah-Ost-Experte und Journalist

Die Vereinten Nationen wollen bei den Genfer Verhandlungen einen Friedensplan entwickeln, der dann mit allen Beteiligten des syrischen Bürgerkriegs schrittweise umgesetzt werden soll.

Russland als Friedensstifter?

Dass Russland gerade jetzt seine Truppen zumindest teilweise abzieht, kommt nicht von ungefähr: Der syrische Präsident ist dank Putin so gestärkt wie seit langem nicht mehr. Der Abzug könnte aber auch Kalkül sein. Denn dank ihm kann sich der russische Präsident Putin als Friedensstifter präsentieren, der es geschafft hat, die Kriegsparteien an einen Tisch zu bringen. Assad hat dadurch wieder größeren Einfluss auf die Friedensverhandlungen. Russland wiederum hat seine Position als wichtiger Partner im Nahen und Mittleren Osten stärken und eigene geopolitisch wichtige Stellungen sichern können.

… oder doch Kalkül?

Im September letzten Jahres hat Russland erstmals offen in Syrien eingegriffen. Der offzielle Grund dafür war der Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“, um vor allem die Gefahr vor islamistischen Rückkehrern nach Russland. Man wolle mögliche Terroranschlägen besonders im Kaukasus verhindern, hieß es.

Viele Analysten meinen, dass die immer weiter schwindende Macht des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad der wahre Grund für das aktive Eingreifen der Russen gewesen ist. Der Machthaber in Syrien ist Verbündeter Russlands, der Einsatz Russlands deswegen international heftig umstritten. Allen voran haben die USA und Frankreich dem Land vorgeworfen, gar nicht Gebiete des Islamischen Staates in Syrien zu bombardieren, sondern viel häufiger Stellungen der gemäßigten Opposition.

Über die Friedensgespräche in Genf und die Aussichten auf einen Friedensprozess in Syrien hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Erich Gysling gesprochen. Er ist Journalist und Nah-Ost-Experte.

Es ist etwas mehr Hoffnungsstimmung vorhanden, als das vorher der Fall gewesen ist.Erich Gysling 

Redaktion: Maren Schubart

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