Fünf-Sterne-Bewegung verbreitet Fake News

Manipulative Politik

Von einem Interview mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Euro-Gruppe kursiert aktuell eine falsche Übersetzung im Netz. Verbreitet hat das Video nicht etwa ein Bot, sondern die italienische Regierung. Welche Folgen ergeben sich daraus?

Falsche Übersetzung

In einem Interview mit dem Wirtschaftssender CNBC spricht Jeroen Dijsselbloem, ehemaliger Vorsitzender der Euro-Gruppe, über die finanzielle Lage Italiens. Er prophezeit darin, dass Italiens Wirtschaft bald implodieren wird. Doch diese Botschaft kam in Italien nicht ganz so an.

Seit letzter Woche kursiert eine Falschmeldung über das Interview im Netz. Dabei handelt es sich um eine völlig falsche Übersetzung des Videos. Die italienische Partei „Movimento 5 Stelle“ hat auf Twitter die verfälschte Version des Interviews gepostet. Erst einige Tage später entlarvte eine Journalistin die Übersetzung als Fake News.

Die Fünf-Sterne-Partei hat das Video verbreitet und damit einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wo ganz objektiv Falschaussagen getroffen werden. Beziehungsweise wird der Eindruck erweckt, Dijsselbloem hätte Sachen gesagt, die er nachweislich eben nicht gesagt hat. – Samuel Jackisch, Brüssel-Korrespondent für den Hessischen Rundfunk

Streit zwischen EU und Italien

Mit rund 2,2 Billionen Euro ist Italien nach Griechenland der am höchsten verschuldete EU-Staat. Und bereits seit Wochen streiten Italien und die Europäische Union wegen des italienischen Haushaltsentwurfs für 2019. Allerdings beschuldigen viele Italiener die EU, für den Zustand des Landes und die Schulden verantwortlich zu sein. Nun spielt die Falschmeldung in diese Narrative mit ein.

Die sagt, dass die EU Italien abstrafen will, indem sie italienische Staatsanleihen absichtlich und quasi konzertiert von außen beschädigt. Dass es also nicht das italienische Ausgabeverhalten ist, das das schon selber übernimmt. Sondern, dass das alles eine Verschwörung ist. – Samuel Jackisch

Über die Verbreitung von Fake News seitens der italienischen Regierung hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Samuel Jackisch gesprochen. Er  ist der Brüssel-Korrespondent vom Hessischen Rundfunk.

Ich glaube, wir können uns da durchaus ein bisschen einstellen auf die Art, wie auch der anstehende Europawahlkampf geführt werden wird. Nicht nur in Italien, sondern auch in anderen Ländern, wo natürlich aufmerksam verfolgt wird, dass diese Art, Politik zu machen, Erfolg verspricht.Samuel Jackisch 

Redaktion: Irma Klundt

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