Großbritannien und die Flüchtlinge

Stehen die Briten hinter ihrem Premier?

Im französischen Calais herrscht Chaos. Jede Nacht versuchen hunderte Flüchtlinge in den Eurotunnel und dann nach Großbritannien zu gelangen. Doch Premier David Cameron verschärft seine Asylpolitik. Warum wollen eigentlich so viele Flüchtlinge auf die Insel? Und was sagen die Briten selbst dazu?

Mal sind es dreihundert,  mal zweitausend:  Täglich versuchen neue Flüchtlinge vom französischen Calais über den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen. Die Unterkünfte in Frankreich sind bereits völlig überfüllt, viele Flüchtlinge müssen auf der Straße leben. In Großbritannien ist die Situation besser. Dort werden die Asylanträge schneller bearbeitet. Viele Flüchtlinge beherrschen die englische Sprache schon, viele haben Familienmitglieder auf der Insel. Dies ist oft Grund genug, den gefährlichen Weg auf sich zu nehmen.

Wie viele Flüchtlinge sich in und um Calais aufhalten und auf den richtigen Moment warten, lässt sich nur schätzen. Um die 3.000 sollen allein in „Le Jungle“ leben. So nennen sie das selbst gebaute Camp.

Seit Juni sind bereits 10 Menschen bei dem Versuch, durch den Eurotunnel zu kommen, gestorben.

Wie denken die Briten über die Flüchtlingspolitik?

Großbritanniens Premier Cameron setzt bei dem Thema auf Abschottung. In den letzten Tagen wurden Hundestaffeln und Polizisten nach Calais geschickt, die die Franzosen bei der Sicherung des Eurotunnel unterstützen sollen. Doch will er nicht nur den Weg durch den Ärmelkanal erschweren. Auch das britische Asylgesetz soll verschärft werden. Wer Wohnungen oder Häuser an illegale Einwanderer vermietet, dem sollen bis zu fünf Jahre Haft drohen.

Das Land scheint zwiegespalten. Neben den Befürwortern von Camerons Politik und Stimmen, die noch härteres Durchgreifen fordern, steht Cameron in der Bevölkerung auch in der Kritik.

In Gesprächen mit Briten hört man doch eine Sorge über die humanitäre Seite dieser Krise, sagt Gina Thomas, London Korrespondentin der Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wer hat die beste Rhetorik?

Die Debatte m Großbritanniens Asylpolitik hat einen Streit um die „Flüchtlings-Rhetorik“ entfacht. Der Einwanderungsminister James Brokenshire will Asylbewerbern beispielsweise klar machen, dass Großbritannien keine Land sei, „in dem Milch und Honig fließen“, „die Straßen sind nicht aus Gold“, schrieb Innenministerin Theresa May und Cameron sprach von einem „Schwarm von Migranten„:

To be fair to #Cameron he thinks that anybody who isn’t from the moneyed elite or the aristocracy are swarms http://t.co/NaiP92rcTQ #Calais

— Harry Leslie Smith (@Harryslaststand) 30. Juli 2015

Über die Asylpolitik und die Stimmung in Großbritannien hat detektor.fm – Moderator Andreas Bischof mit Gina Thomas, der London Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, gesprochen.

Das Einwanderungsproblem ist ein riesiges Thema. Ich glaube, die Regierung will kein positives Signal senden und dadurch andere ermutigen, nachzurücken.Gina Thomas 

Redaktion: Maren Schubart