Ägypten – Analyse einer unvollendeten Revolution

Seit dem Sturz des Diktators Mubarak sind fast zwei Jahre vergangen – In Ägypten ist trotzdem noch keine Ruhe eingekehrt. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt: Revolutionen brauchen Zeit.

In Deutschland hat es über ein Jahrhundert gedauert, bis die Revolutionsziele von 1848/49 – Einheit und Freiheit – auf längere Zeit verwirklicht wurden. Konnte doch erst mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990 dieser historische Prozess beendet werden.

Ägypten: Zwei Jahre nach Mubarak

Ekkart Zimmermann 

Demokratisierungsprozesse brauchen Zeit und Revolutionen stellen meistens keinen endgültigen Umbruch dar. So war es auch bei der französischen Revolution 1789, in Deutschland eben nach 1849 – und so scheint es auch jetzt in Ägypten zu sein.

Zwei Jahre nachdem Diktator Husni Mubarak gestürzt wurde, zeigt ein Blick nach Ägypten, dass Revolutionen nicht von heute auf morgen alles verändern. Der gewählte Präsident und Mitglied der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, regiert sehr autoritär. Damit trägt er zur weiteren Spaltung der ohnehin schon zerrütteten ägyptischen Gesellschaft bei. Erst gestern haben trotz Ausgangsperre wieder viele Ägypter auf den Straßen der größeren Städte demonstriert.

Wie die Revolution in Ägypten einzuordnen ist, haben wir mit Ekkart Zimmermann diskutiert. Er ist Gastprofessor für Makrosoziologie an unterschiedlichen internationalen Universitäten und forscht zu Revolutionen.

Es ist gerade das Interessante, dass Mursi versucht zu sagen: „Es ist ein neues System“. Aber an die Stelle des alten Diktators tritt ein neuer. Und das geht offensichtlich nicht mit der Bevölkerung. – Ekkart Zimmermann