Hooligan-Krawalle in Warschau und Köln

Wird die internationale Hooligan-Szene unterschätzt?

Nur zwei Wochen nach den unerwartet heftigen Hooligan-Ausschreitungen in Köln ist ein ähnliches Szenario in Warschau zu beobachten: Politisch rechts orientierte Hooligans liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei, rufen nationalistische Parolen und verletzen Menschen.

„Eine neue Qualität der Gewalt“ – ein bitteres Resümee, das die Polizeigewerkschaft nach den Hooligan-Krawallen in Köln zieht. Die Demonstration „Hooligans gegen Salafisten“ eskalierte, mindestens 4.000 Hooligans und Rechtsextreme lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Erschreckend ist vorallem das Ausmaß, das die Demonstration angenommen hat. Die Einsatzkräfte hatten mit einer deutlich geringeren Teilnehmerzahl gerechnet und konnten die Situation nicht unter Kontrolle bringen.

Rechte Gesinnung – der gemeinsame Nenner?

Hooligans sind in erster Linie gewaltbereite Fußballfans. Politik ist eigentlich kein Thema, sondern vielmehr der Sport und die Rivalität der Clubs untereinander. Ein Zusammenschluss verfeindeter Hooligan-Gruppen wie der von Dortmund und Gelsenkirchen war daher lange undenkbar. Nun werden die Gruppen durch Rassismus und den gemeinsamen Hass auf den Islam und den Staat vereint. Eine gefährliche Entwicklung, insbesondere wenn sich die neue Gruppierung festigt und wächst.

Hooligans als Instrument rechter Parteien?

Auch wenn der Name „Hooligans gegen Salafisten“ einen eindeutigen Urheber benennt, waren Hooligans mitnichten die einzigen Teilnehmer der Demonstration. Das islamfeindliche Thema lockte Trittbrettfahrer an, die ihrer Wut Luft machen wollten. Besonders rechte Parteien nutzen den Begriff und die Hooligans selbst für ihre Zwecke: Angemeldet wurde die Demonstration von einem Mitglied der rechten Partei Pro-NRW. Dominik Roeseler, Stadtrat in Mönchengladbach.

Ein internationales Netz?

Auch in Warschau fanden zum polnischen Unabhängigkeitstag am 11. November gewaltige Krawalle von Hooligans und Nationalisten statt. Eine Demonstration mit 30.000 Teilnehmern eskalierte, 75 Menschen wurden verletzt. Der Anlass war allerdings ein anderer als in Köln: Beim Marsch der Unabhängigkeit randalieren jährlich rechte Gruppen, die im Krieg abgetretene Gebiete zurückfordern. Mit dem Hass gegen den Islam und somit den Krawallen in Köln hat dieses Ereignis also nichts zu tun. Durch Netzwerke wie Blood and Honour allerdings können Hooligans in ganz Europa theoretisch Kontakt aufbauen und sich zusammenschließen.

Welche Gefahr besteht wirklich?

Wie gefährlich die Hooligan-Gruppierungen wirklich sind und ob man mit weiteren Zusammenschlüssen rechnen muss, darüber haben wir mit dem Journalisten und Autor Olaf Sundermeyer gesprochen. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Hooligan-Szene und war freier Korrespondent in Warschau.

Ich warne davor, das was wir in Warschau erlebt haben auf die deutschen Verhältnisse zu übertragen.Olaf Sundermeyer 

Redaktion