Uiguren in China

„Die größten Internierungslager seit dem Holocaust“

Die massenhafte Internierung von Menschen in chinesischen Umerziehungslagern rückt das Schicksal der Uiguren in das Licht der Weltöffentlichkeit. Doch unterdrückt wird die Minderheit schon seit Jahren. Warum hält die mächtige Volksrepublik China die Uiguren für eine Gefahr?

Internierungslager und Massenüberwachung

Dass China mit verschiedenen Mitteln die Volksgruppe der Uiguren unterdrückt, ist schon seit längerem bekannt. Neu an den „China Cables“, den Enthüllungen über die sogenannten Umerziehungslager im Nordwesten der Volksrepublik, ist das Wissen um das Ausmaß dieser Maßnahmen. Der Sinologe Adrian Zenz, der an der Aufdeckung beteiligt war, spricht von der größten Internierung einer Volksgruppe seit dem Holocaust.

Unabhängigkeitsbewegung

Der Konflikt in der Region Xinjiang schwelt bereits seit den 1980ern und schaffte es auch in den letzten Jahren vermehrt in die Schlagzeilen westlicher Zeitungen. 2009 kam es beispielsweise zu Ausschreitungen in Xinjiang. Erste Meldungen von Internierungslagern gab es schon 2017. Und schon Anfang diesen Jahres informierte Human Rights Watch über die Massenüberwachung von Uiguren durch den chinesischen Staat.

Außerdem geht China seit geraumer Zeit auch auf anderem Wege gegen die turksprachige Minderheit vor, zum Beispiel durch die Ansiedlung von Han-Chinesen in Xinjiang. Hintergrund des Konfliktes sind die Unabhängigkeitsbestrebungen von Teilen der Uiguren.

Die Uiguren haben keine Lobby im Westen. Und vielleicht solidarisiert man sich lieber mit Buddhisten aus Tibet als mit muslimischen Uiguren. − Alice Grünfelder, Autorin und Sinologin

Über die Hintergründe des Konflikts, die nachgewiesenen Internierungslager und weshalb die Weltöffentlichkeit erst jetzt daran Anteil nimmt, spricht detektor.fm-Moderator Lara-Lena Goedde mit der Autorin und Sinologin Alice Grünfelder.

Mich überrascht nicht die Nachricht über die Lager, sondern eher der Zeitpunkt des Medieninteresses.Alice GrünfelderFoto: Mine Dal 

Redaktion: Dominik Lenze