Nach Brand in Düsseldorf: Straftaten durch Flüchtlinge

„Die Kriminalitätsängste sind übertrieben“

Schlägereien, Überfälle wie in der Silvesternacht in Köln oder jüngst die Brandstiftung in einer Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft. Solche Meldungen zeichnen häufig ein drastisches Bild von Kriminalität durch Flüchtlinge. Eine neue Statistik des Bundeskriminalamtes zeigt aber, dass die Realität oft anders aussieht.

Nach Brand in Düsseldorf

Was soll man tun, wenn Asylbewerber Straftaten begehen? Abschieben – wie es der Vorsitzende des DRK in Düsseldorf nach dem Brand in Düsseldorf in einer Flüchtlingsunterkunft fordert – oder Verständnis haben für die schwierigen Bedingungen, unter denen die Menschen hier leben?

Jung + männlich + Geflüchteter = kriminell?

Wenn über Ausländerkriminalität gesprochen wird, dann geschieht dies häufig emotional oder mit einer politischen Agenda. Populisten zeichnen gern das Bild des jungen aggressiven Mannes, der aufgrund seiner „kulturellen Prägung“ gar nicht anders könne, als kriminell zu sein. Eine aktuelle Statistik des Bundeskriminalamtes zeigt allerdings, dass diese Argumentation nicht schlüssig ist.

Straftaten gehen zurück

Im aktuellen Bericht des Bundeskriminalamtes wird deutlich, dass ein Großteil der Geflüchteten in Deutschland überhaupt keine Straftaten begeht. Er zeigt auch, dass die Anzahl der Straftaten durch Flüchtlinge im ersten Quartal 2016 um fast 20 Prozent gesunken ist. In diesem Zeitraum ist auch die Zahl der Neuankömmlinge gesunken.

Wir haben eigentlich schon jetzt klare Botschaften, dass die Kriminalitätsängste weitgehend übertrieben waren und Köln nicht ein Abbild von dem sein wird, was uns dann weiter erwartet. – Kriminologe Christian Pfeiffer

Mehr Schwarzfahrer als Schläger

Sehr aufschlussreich ist die Kategorisierung der von Zuwanderern begangenen Straftaten. An erster Stelle steht Diebstahl (29,2 Prozent der Fälle), dann kommen Vermögens- und Fälschungsdelikte (28,3 Prozent der Fälle). Diese Fälschungsdelikte bestehen hauptsächlich aus „Beförderungserschleichung“, so merkt der Bericht an.

In mehr als der Hälfte aller Fälle werden Flüchtlinge also durch Dinge wie Ladendiebstahl oder Schwarzfahren auffällig. Einige Beobachter machen dafür ihre wirtschaftliche Situation verantwortlich. Bei den häufigsten Tatbeständen kommen Schlägereien mit 23 Prozent der Fälle an dritter Stelle. Entgegen der häufigen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit machen sexuelle Belästigung und Vergewaltigungen nur ein Prozent der Straftaten aus.

Werden Asylbewerber häufiger kriminell? Und was sind die Ursachen dafür, dass Flüchtlinge Straftaten begehen? detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser hat mit dem bekannten Kriminologen Christian Pfeiffer über den neuen Bericht zur Kriminalitätsentwicklung im Zusammenhang von Zuwanderung des Bundeskriminalamtes gesprochen. Pfeiffer ist ehemaliger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und war SPD-Justizminister in Niedersachsen.

Mit guten Aufenthaltsperspektiven ausgestattete Migranten sind unauffällig, eher ängstlich, brav und bemüht, nicht negativ aufzufallen. Völlig anders diejenigen, die hier nur noch geduldet werden, die wieder raus sollen und dann entweder in die Schwarzarbeit abtauchen oder zum Teil kriminell werden.Christian Pfeiffer  
Bundeskriminalamt verzeichnet Rueckgang bei Kriminalitaet unter Zuwanderern - Kriminologe Christian Pfeiffer schaetzt einhttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2016/06/bundeskriminalamt-verzeichnet-rueckgang-bei-kriminalitaet-unter-zuwanderern-kriminologe-christian-pfeiffer-schaetzt-ein-web.mp3

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