Nach Tod eines Rekruten: Aufputschmittel oder Energy Drink?

Bundeswehr in der Kritik

Ein junger Soldat soll an den Folgen eines Aufputschmittels gestorben sein. Das Verteidigungsministerium widerspricht den Aussagen. Quellen der FAZ gehen jedoch von einem weit verbreitetem Missbrauch in der Bundeswehr aus.

Der Verdacht: Aufputschmittel

Seit Wochen wird über den Tod eines Rekruten der Bundeswehr diskutiert. Er war bei einem Übungsmarsch im Juli im niedersächsischen Munster ums Leben gekommen. Die vermeintliche Ursache: Hitzschlag an einem heißen Sommertag. Jedoch berichtet die Bundeswehr, dass die Rekruten aufgrund des Wetters nur eine leichte Ausrüstung mit sich getragen haben.

Drei der Soldaten sind ins Krankenhaus gekommen, einer ist später an den Folgen verstorben. Ein weiterer muss bis heute behandelt werden. Die FAZ berichtet mit Berufung auf einen der Soldaten, dass die Betroffenen Aufputschmittel genommen haben. Eine Bestätigung der genauen Ursache für die tragischen Vorfälle steht allerdings noch aus.

Meldungen, das Aufputschmittel als Todesursache in Frage kämen, hat das Bundesverteidigungsministerium mittlerweile dementiert. Der Soldat habe nur einen Energydrink zu sich genommen.

Weit verbeitetes Phänomen?

Der Missbrauch von Aufputschmitteln ist nach FAZ-Informationen aus den Reihen der Bundeswehr anscheinend weit verbreitet. Um den extremen Bedingungen der Bundeswehrausbildung stand zuhalten, nehmen viele junge Soldaten angeblich solche Mittel zu sich. Gegenüber der FAZ  berichten anonyme Quellen von einem wachsenden Problem. Bekannt ist die Situation nach Informationen der Zeitung schon länger.

Zusätzlich habe die Bundeswehr das Problem, dass sich jedes Jahr zu wenige Rekruten freiwillig zum Dienst melden. Daher seien Eignungstests laut Aussagen gegenüber der FAZ inzwischen stark vereinfacht. So könnten in einigen Fällen auch körperlich nicht geeignete Rekruten in die Bundeswehr eintreten. Für diese könnten laut Bericht Aufputschmittel eine Möglichkeit sein, die Strapazen des Dienstes auszuhalten.

Unklar bleibt jedoch, wie viele Soldaten zu den Substanzen greifen sollen. Der Bundeswehr-Beobachter und Blogger Thomas Wiegold schließt einen systematischen Missbrauch jedoch aus.

Mir ist so was bisher nicht untergekommen. Ich würde aber davon ausgehen, dass es [beim Konsum von Aufputschmitteln] nicht anders als in der restlichen Gesellschaft auch ist. – Thomas Wiegold, Watchblog Augen Geradeaus!

Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Kais Harrabi hat Thomas Wiegold erklärt, wie die aktuelle Situation um angebliche Aufputschmittel bei der Bundeswehr zu bewerten ist.

Es gibt nicht wie bei der Olympiade Dopingtests, deshalb wird es möglicherweise eine Dunkelziffer geben.Thomas Wiegold 

Redaktion: Lars Feyen