Ostukraine: Revolte in Luhansk

Separatisten gegen Separatisten

Seit über drei Jahren dauert der Kampf zwischen den verschiedenen Parteien in der Ostukraine an. Die Lage ist unübersichtlich. In der selbsternannten „Volksrepublik Luhansk“ rebellieren seit Dienstag pro-russische Separatisten gegen die ebenfalls separatistische Regierung. Was ist da los?

Ostukraine – eine unübersichtliche Lage

Der Donbass, ein großes Abbaugebiet für Steinkohle und Industriestandort,  liegt genau an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland. Das Gebiet erlangte im Jahr 2014 traurige Berühmtheit, als dort der Konflikt zwischen pro-russischen Kräften und Anhängern der ukrainischen Regierung eskalierte. Im Zuge der Rebellion ernannten sich die beiden Grenzregionen Luhansk und Donezk zu jeweils unabhängigen „Volksrepubliken“. Der seitdem währende Krieg verläuft chaotisch und unübersichtlich. Denn die Akteure und ihre Ziele sind nicht eindeutig.

Es gibt eine Fülle von Gerüchten, die in Kiew kursieren. Aber ich glaube, so richtig wissen auch die Kiewer Führung und die ukrainischen Analysten nicht, was sie damit anfangen sollen. Weil eben diese Gebiete sehr isoliert existieren und auch sehr wenig Einblick in die inneren Gegebenheiten zulassen. – Andreas Umland, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Euro-Atlantische Zusammenarbeit in Kiew

Revolte in der „Volksrepublik Luhansk“

Nun scheinen sich selbst die verschiedenen separatistischen Gruppierungen uneins zu sein. Denn laut Berichten marschieren seit Dienstag Soldaten durch die Stadt Luhansk. Sie scheinen die Kontrolle über die dortigen Regierungsgebäude übernommen zu haben. Die Bewaffneten tragen allerdings keine Hoheitsabzeichen an ihren Uniformen.

Im Grunde gibt es ein Unterstellungsverhältnis gegenüber Russland. Aber es gibt natürlich auch eine gewisse Handlungsfreiheit für die dortige „Satellitenregierung“, so könnte man das nennen. Die müssen in gewisser Hinsicht sozusagen auch autonom agieren. – Andreas Umland

Es wird vermutet, dass es sich um einen internen Machtkampf zwischen dem Republikchef Igor Plotnizki und dem am Montag entlassenen Innenminister Igor Kornet handelt. Beide positionieren sich als pro-russisch, die Revolte aber zeigt die Gräben zwischen den Separatisten auf.

Über die Revolte in Luhansk und darüber, wie die Zukunft der Ostukraine aussehen könnte, hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit dem Politikwissenschaftler Andreas Umland gesprochen. Er arbeitet am Institut für Euro-Atlantische Zusammenarbeit in Kiew.

Es hat schon in der Vergangenheit etliche Morde an Separatistenführern gegeben, die noch vor zwei bis drei Jahren eine ganz prominente Rolle in dieser sogenannten Separationsbewegung gespielt haben. Und das fürchtet Plotnizki wahrscheinlich auch.Andreas Umland 

Redaktion: Julia Rosner

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