Syrien: Russisch-Syrische Offensive auf Aleppo

Rettung oder endgültige Zerstörung?

Russland hat zusammen mit dem syrischen Militär eine neue Offensive im Syrienkrieg gestartet. Das Ziel: Ausbomben, Aushungern, Aleppo um jeden Preis einnehmen. Etwa 850.000 Menschen leben aber in der Region. Deren Zukunft scheint ungewiss.

Neue Dimension der Kämpfe?

Militärische Einheiten Syriens und russische Soldaten haben weite Teile von Aleppo eingenommen. Nach Angaben des russischen Staatsfernsehens und syrischer Medien konnten die Truppen den Norden sowie Teile der östlichen Stadt unter Kontrolle bringen. Über 80.000 Zivilisten sollen dadurch „gerettet“ worden sein, wie Assad und Putin es nennen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die den Rebellen nahe steht, wurden die Stadtteile Masaken Hanano und auch die angrenzenden Viertel Dschabal Badro und Baadin eingenommen.

Die militärische Operation wurde von almasdarnews.com in einem Video zusammengestellt. Die militärischen Truppen kämpfen sich vom Norden der Stadt in den Süden. Und noch sind die Kämpfe nicht beendet:

Befreiungsschlag für Aleppo?

Insgesamt ist der Kampf um Aleppo entscheidend im syrischen Bürgerkrieg. Dabei wird weiter nach wie vor kaum Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen. Tausende Bewohner müssten aus ihrem Stadtteil fliehen, sagen Experten.

Zivilbevölkerung, die nicht mehr bei sich Zuhause ist, kann keine zivile Widerstands-Infrastruktur mehr zur Verfügung stellen. Die ist völlig der Gnade des Herrschers ausgeliefert. – Daniel Gerlach, Chefredakteur des Zenith-Magazins für den nahen Osten

Strategiewechsel in Aleppo

Das Assad-Regime möchte Klarheit schaffen, glaubt Gerlach. Es soll kein anderer das Land regieren. Eine in Flüchtlingslager vertriebene Bevölkerung lässt sich viel einfacher kontrollieren – und sei es mit Nahrung und Wasser. Außerdem könnten diese Leute später woanders neu angesiedelt werden. Russland hatte diese Taktik bereits im zweiten Tschetschenienkrieg angewandt.

Die humanitären Appelle des Deutschen Roten Kreuzes oder der Welthungerhilfe werden nicht gehört. Gerlach geht davon aus, dass sie nie Gehör finden werden. Stattdessen solle die Bevölkerung den Empfehlungen des Regimes und der russischen Truppen Folge leisten.

Was wird aus Aleppo?

Die Region Aleppo wird auch weiter umkämpft bleiben, jedoch nicht mehr das Hauptaugenmerk der Rebellen darstellen. Denn die, die damals den Krieg nach Ost-Aleppo gebracht haben, kamen aus dem Umland. Dort seien auch nach wie vor die meisten Widerstände zu verzeichnen. Der Krieg werde sich daher immer weiter Richtung Nordwesten verlagern. Daniel Gerlach, Chefredakteur des Zenith-Magazins für den Nahen Osten hat mit detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler über die neue Dimension des Konflikts gesprochen.

Aleppo ist zu einem der schlimmsten Schauplätze dieses Krieges geworden, obwohl diese Stadt mitsamt der Bevölkerung den Krieg nie wollte. Die Aufständischen, die immernoch Widerstand leisten, sind im Umland zu suchen.Daniel Gerlach  

Redaktion