Präsidentschaftswahl in Tschechien

Der große Spalter

Der tschechische Präsident Miloš Zeman ist bei einem Teil der Bevölkerung sehr beliebt. Andere kritisieren ihn für seine harten Provokationen und seinen Umgang mit dem Amt. Trotzdem hat er bei der Präsidentschaftswahl in Tschechien gute Karten zu gewinnen.

Trinker, Raucher, Provokateur

Eigentlich ist das Amt des Präsidenten in Tschechien hoch angesehen. Der derzeitige Präsident Miloš Zeman wird dieser Ehre für manche Tschechen allerdings nur selten gerecht. Der 73-Jährige macht aus seinem starkem Alkoholkonsum kein Geheimnis. Immer wieder zeigt er sich betrunken in der Öffentlichkeit, raucht dabei. Außerdem provoziert er gerne. Muslime nennt er nicht-integrierbar.

In der EU eckt er immer wieder an, ob in Flüchtlingsfragen oder beispielsweise durch den Umgang mit dem Ukrainekonflikt. Trotzdem hat er gute Chancen, die Präsidentschaftswahl in Tschechien zu gewinnen.

Präsidentschaftswahl in Tschechien: Mann das Volkes

Vor seiner Präsidentschaft ist er bereits zwischen 1998 und 2002 Ministerpräsident gewesen, außerdem Vorsitzender der tschechischen Sozialdemokraten und später Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der Partei SPOZ. Vor allem aber gilt er als Mann des Volkes. Gerade in den ländlichen Regionen Tschechiens ist er beliebt.

Kaum eine Alternative

Bei der Präsidentschaftswahl in Tschechien treten neben Zeman acht weitere Kandidaten. Unter ihnen gilt der politische Neuling Jiří Drahoš als großer Herausforderer. Dabei steht der ehemalige Vorsitzende der „Akademie der Wissenschaften“ für das Gegenteil Zemans. Bei heiklen politischen Themen wählt Drahoš Argumente und verzichtet auf Provokationen. Außerdem gibt er sich weniger völkisch als Zeman. Trotz guter Umfragewerte glaubt der Politikwissenschaftler Lukas Novotny allerdings nicht an seinen Erfolg:

Jiří Drahoš ist beim Volk nicht bekannt. Das spielt bei einer direkten Wahl eine wichtige Rolle. Die Titel vor und nach dem Namen sind dabei nicht entscheidend. – Lukas Novotny, Politikwissenschaftler an der Karls-Universität in Prag

Welchen Einfluss die Präsidentschaftswahl in Tschechien auf die Politik des Landes hat und was sie für die Rolle Tschechiens in der EU bedeuten könnte, erklärt der Politikwissenschaftler Lukas Novotny im Gespräch mit detektor.fm-Reporter Lars-Hendrik Setz.

Ich erwarte den Sieg von Milos Zeman. Und eine weitere Spaltung der Gesellschaft.Lukas Novotny 

Redaktion