Räumung im „Dschungel von Calais“

Flüchtlingslager wird aufgelöst

In Calais im Norden Frankreichs wird in dieser Woche das als Slum bezeichnete Flüchtlingslager endgültig geräumt. Für Karl Kopp von „Pro Asyl“ ist der Polizeieinsatz ein Zeichen für das Versagen französischer und britischer Asylpolitik.

In Frankreich läuft seit heute die Räumung des „Dschungels von Calais“. Das Flüchtlingslager im Norden des Landes ist hochgradig umstritten. Mehr als 6.000 Flüchtlinge leben in einer Zeltstadt, viele davon versuchen, über den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen.

Die Zustände im Lager werden europaweit von vielen verschiedenen Akteuren kritisiert, das Transportgewerbe nach England und die ansässige Bevölkerung fühlen sich durch das Camp gestört. Manchmal enden die Versuche von Flüchtlingen unbemerkt auf die britischen Inseln zu gelangen tödlich.

Mit über 1200 Polizisten soll der Dschungel von Calais nun in dieser Woche geräumt werden. Die dort lebenden Flüchtlinge sollen auf Unterkünfte in ganz Frankreich verteilt werden. Die Räumung soll mindestens eine Woche dauern.

Dschungel von Calais: Slum direkt in Europa

Die derzeitigen Räumungsarbeiten sind nicht der erste Versuch, das Lager aufzulösen oder die Zustände im Lager zu verbessern. Bereits Anfang des Jahres ist ein Teil des Lagers abgerissen worden. Auch in den Jahren davor gab es immer wieder Versuche, das Camp zu entfernen.

Für den derzeitigen Parteivorsitzenden der französischen Konservativen, Laurent Wauquie, entstehen durch die Räumung in ganz Frankreich „Hundert neue Calais“. Flüchtlingsorganisationen gehen davon aus, dass täglich etwa dreißig Flüchtlinge die Stadt erreichen, immer mit dem Ziel sich nach England durchzuschlagen.

Schlimme Bedingungen

Die ersten Räumungsarbeiten im „Dschungel von Calais“ sind heute relativ friedlich verlaufen. Viele Flüchtlinge lassen sich bisher freiwillig abtransportieren. Doch es gibt auch sehr viele Flüchtlinge, die trotz der katastrophalen Zuständen im Lager nicht gehen wollen. Denn die meisten der Flüchtlinge wollen nach Großbritannien. Viele von ihnen haben dort Familie. Das Vereinigte Königreich weigert sich trotz Dublin-Regelungen, viele der Flüchtlinge aufzunehmen.

Frankreich hat total versagt im Handling dieser humanitären Krise und jetzt verlangen die Rechtspopulisten Klarschiff. – Karl Kopp, Pro Asyl

Karl Kopp ist Europareferent bei Pro Asyl in Deutschland. Er hat mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert über die Räumung des Dschungels von Calais, die Interessen der Flüchtlinge und den Umgang mit Asylsuchenden in England und Frankreich gesprochen.

Calais, der Schandfleck Europas, wird geräumt, aber das Leid bleibt.Karl Kopp 

Redaktion: Martin Peters

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