Reformen in Saudi-Arabien

Das Ende der Dekadenz

In Saudi-Arabien hat Kronprinz Mohammed bin Salman hunderte Politiker festnehmen lassen. Der Kronprinz will das Land nach seinen Vorstellungen neu gestalten. Die reiche Golf-Monarchie steht am Scheideweg.

Saudi-Arabien: Trügerischer Reichtum

Das Leben in Saudi-Arabien ist nicht von einem protestantischen Arbeitsethos geprägt. Unliebsame Arbeit wird in der Regel von günstig eingekauften Migranten erledigt. Das können sich die Saudis mit dem Reichtum riesiger Ölvorräte leisten. Doch das Fundament der saudischen Dekadenz wackelt. Erstens, weil die Zeiten des Öls irgendwann endgültig ablaufen. Und zweitens, weil es immer mehr Menschen gibt, die sich eine modernere Gesellschaft wünschen.

Junge Menschen, die in Opposition zu dem Bestehenden stehen, haben zwei Wahlmöglichkeiten. Entweder sie schließen sich den Islamisten an oder sie wollen ein demokratisches, liberaleres Gesellschaftsmodell. – Thomas von der Osten-Sacken, freier Publizist und Vorsitzender von Wadi e.V.

Eine neue wirtschaftliche Situation könnte eventuell auch eine aus westlicher Sicht modernere Gesellschaft mit sich bringen. Eine moderne Gesellschaft könnte zum Beispiel mehr Rechte für Frauen bedeuten, die bis vor kurzem weder Auto fahren, noch in Sportstadien gehen durften.

Veränderungen sind unausweichlich

Kronprinz bin Salman scheint die Zeichen der Zeit verstanden zu haben und versucht, das Land mit einer neuen politischen Agenda neu auszurichten.

Man weiß seit langem, es muss etwas passieren, damit man langfristig an der Macht bleiben kann. – Thomas von der Osten-Sacken

An erster Stelle steht vermutlich der eigene Machterhalt und mehr Menschenrechte scheinen eher ein möglicher Nebeneffekt zu sein. Doch all diese Pläne und Entwicklungen stehen auf wackligen Füßen, denn bin Salman hat sich mit seinem Vorgehen viele Feinde gemacht.

Wie geht es innenpolitisch in Saudi-Arabien weiter? Was bedeutet all das für die Menschen in der Region? Darüber hat detektor.fm-Reporter Julian Christ mit Thomas von der Osten-Sacken gesprochen. Er ist freier Publizist und Vorsitzender von Wadi e.V., einem Verband für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungszusammenarbeit.

Es droht immer die Gefahr, dass sich radikale Akteure, die eher dem Islamischen Staat gleichen, „an die Macht putschen“.Thomas von der Osten-Sacken