Rohingya auf der Flucht

In Myanmar eskaliert die Gewalt

In Myanmar eskaliert der Konflikt zwischen der muslimischen Minderheit der Rohingya und der buddhistischen Mehrheit. Das Militär greift hart durch und Hunderttausende sind auf der Flucht. Die Journalistin Verena Hölzl ist gerade an der Grenze zwischen Myanmar und Bangladesch und warnt vor einer humanitären Katastrophe.

Hunderttausende Rohingya fliehen

Der Konflikt zwischen Muslimen und Buddhisten in Myanmar schwelt schon lange. Jetzt ist die Situation jedoch eskaliert. Nach den Angriffen von Rohingya-Rebellen auf Grenzposten und Polizei ist das birmesische Militär extrem hart gegen die Rohingya vorgegangen. Laut den Vereinten Nationen sollen schon 1.000 Menschen zu Tode gekommen sein.

Außerdem sind bis zu 260.000 Menschen vor den Vergeltungsschlägen des Militärs auf der Flucht. Ihr Ziel ist das angrenzende Bangladesch. Das Land hat eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt und selbst mit großer Armut zu kämpfen. 400.000 Rohingya leben bereits dort in provisorischen Flüchtlingslagern. Eine humanitäre Katastrophe scheint aus Sicht von Beobachtern vorprogrammiert.

Was sich mir hier zeigt, hat leider sämtliche meiner Vorstellungen übertroffen. Die Rohingya versuchen jetzt, über den Grenzfluss zu fliehen. Soweit ich das beurteilen kann, sind schon Dutzende ertrunken. – Verena Hölzl, Korrespondentin

Probleme einer jungen Demokratie

Fast ein halbes Jahrhundert hat im ehemaligen Birma eine Militärdiktatur geherrscht. Die Streitkräfte haben allerdings im Jahr 2010 einen Demokratisierungprozess eingeleitet. Vor zwei Jahren gab es dann zum ersten Mal in Myanmar freie Wahlen.

Damals hat sich die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi durchgesetzt. Der Applaus der Weltgemeinschaft war groß. Doch auch ihr wird von internationalen Beobachtern jetzt eine Teilschuld und schlechtes Kriesenmanagement attestiert. Das Militär scheint nie ganz weg gewesen zu sein und jetzt im aktuellen Konflikt wieder hart durchzugreifen.

Die Regierung versucht das jetzt so darzustellen, als ob man sich gegen islamistische Terroristen wehrt. Diese Erklärung passt natürlich ganz gut zur internationalen Stimmung, denn unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung ist so eine Eskalation wie hier möglich, ohne dass jemand was dagegen sagt. – Verena Hölzl

detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt hat mit der Korrespondentin Verena Hölzl gesprochen, die sich gerade an der Grenze zwischen Myanmar und Bangladesch aufhält.

Redaktion: Joel Lander

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