Schockierendes Video zeigt US-Soldaten beim Töten von Zivilisten

„Schau dir diese toten Bastarde an!“ – „Hübsch. Gut geschossen!“

Ein geheimes Video zeigt, wie im US-Soldaten Zivilisten im Irak töten. Der Film ist schockierend – die Geschichte seiner Veröffentlichung auch.

Das Zitat in der Überschrift entstammt nicht etwa einem Computerspiel – es ist Realität: So gesprochen im April 2007 von US-Soldaten während des Irakkrieges. In einem jetzt aufgetauchten Video ist zu sehen, wie Hubschrauberbesatzung Zivilisten erschießt – darunter auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Bordkamera zeichnete alles genau auf:

„Heute wäre so ein Einsatz nicht mehr denkbar.“

Direkt nach dem Angriff rechtfertigt das US-Militär den Einsatz – und diese Linie gilt bis heute. Gerade diesen Montag, dem Tag der Veröffentlichung des Wikileak-Videos, veröffentlichte das Militär einen neuen Bericht.

Hans Krech 

Darin heißt es, die Nähe der Personen zu Aufständischen und ihre Versuche, die Hubschrauber zu fotografieren, hätten sie in den Augen der Besatzung als feindliche Kämpfer erscheinen lassen. Doch trotz einer Nachrichtensperre und verschiedener Bemühungen von Geheimdienst und Militär kam das Video an die Öffentlichkeit.

Wie das in Einsatzregeln und Militärvorschriften einzuordnen ist, haben wir einen Experten gefragt: Hans Krech ist Reserve-Offizier und Militärstratege, Historiker und Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Forums für Internationale Sicherheit. Mit ihm sprechen wir über Einsatztaktik der USA, das Innenleben eines Soldaten und das Verhalten der amerikanischen Führung.

 

 

Veröffentlicht gegen alle Widerstände

Veröffentlicht wurde das Video geheim und anonym auf der Seite Wikileaks. Die gibt es seit ungefähr drei Jahren. Die Internetseite gehört zu den sog, „whistleblowern“: das sind Organisationen, deren Ziel es ist, Missstände, Korruption und illegale Aktionen aufzudecken. Sie richten sich dabei explizit an Insider: jeder, der geheimes Material anonym veröffentlichen will, kann dieses anonym auf einer solchen Plattform tun. In den drei Jahren, in denen es wikileaks jetzt gibt, hat die Seite spektakuläre Erfolge erreicht: so wurde hier das Handbuch für US-Soldaten, die im Gefangenenlager Guantanmo arbeiten, veröffentlicht (das bewies damals, dass dem Roten Kreuz absichtlich der Zugang zu Guantanamo verwehrt wurde). Auch der Feldjäger-Bericht der Bundeswehr über die Bombardierung zweier Tanklaster in Aghanistan wurden hier bekannt gemacht.

Stefan Krempl 

Diese und Dutzende andere Dokumente brachten Regierungen, Banken und Unternehmen in massive Erklärungsnöte. Der aktuelle Fall ist erneut spektakulär. Die Nachrichtenagentur reuters hatte selbst versucht, das Video zu veröffentlichen. In den USA gilt der freedom of information act, der Unterlagen der Regierung jedem zugänglich machen soll. Doch die US-Armee verhinderte das. Reuters konnte die Veröffentlichung nicht erreichen. Doch dann bekam Wikileaks das Video zugespielt. Es war verschlüsselt – drei Monate lang arbeiteten Kryptologen an dem Video. Als das bekannt wurde, begann der US-Geheimdienst CIA, sich der wikileaks – Mitarbeiter anzunehmen. Auf twitter berichteten sie, sie würden verfolgt, beschattet, ein Computer sei beschlagnahmt wurden (ein Bild der twitter-Meldungen von damals findet sich in der Fotoslideshow auf Seite 1) – doch all das konnte eine Veröffentlichung nicht verhindern. Diese Woche kam das Video heraus. Welche Rolle Whistleblower-Webseiten heute spielen, wie das Zusammenspiel von Krieg, Medien und Internet funktioniert und welche Dynamik das in Zukunft erlangen könnte, das fragen wir den Wissenschaftler und Publizisten Stefan Krempl:

 

Wir zeigen Ihnen hier das Video in der Kurzfassung von rund 18 Minuten. Achtung! Es enthält Sequenzen, welche für Minderjährige und empfindliche Personen nicht geeignet sind.


 

Redaktion