“Schwarzer Donnerstag” – die Einsätze bei der S21-Demonstration aus zwei Perspektiven

Am „schwarzen Donnerstag“ vor genau einem Jahr kam es bei den Stuttgart-21-Demonstrationen zu heftigem Polizeieinsatz gegen Demonstranten. Wir betrachten den Tag aus zwei Perspektiven.

Ursel Beck 

Heute vor einem Jahr haben 2.000 Schüler gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 demonstriert. Als „schwarzer Donnerstag“ ist der Tag in die Geschichte des umstrittenen Bahnhofsprojekts eingegangen. Polizisten sind damals mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Demonstranten vorgegangen – das Verhalten der Polizei ist stark kritisiert worden. Aber was hat sich seit dem Tag im September verändert? Bisher sind bei Gerichtsprozessen fast nur Demonstranten verurteilt worden.

Eine, die bei der Schülerdemonstration mitlief, ist Ursel Beck. Ihr 14-jähriger Sohn kam zwar mit blauen Flecken davon – aber die Wut über die mangelnde Auseinandersetzung der Regierung mit dem Fall ist groß. Wie sich das Verhältnis zwischen Polizei und Demonstranten seitdem verändert hat, erzählt sie im Gespräch:

Bernhard Witthaut 

Die Polizei stand nach den Übergriffen auf die Demonstranten stark in der Kritik. Der Grünen-Poltiker Volker Beck bezeichnete das Vorgehen als „Rambo-Einsatz mit Schlagstöcken und Pfefferspray“ und sprach mit dieser Aussage wohl vielen Demonstranten aus der Seele. Verletzte gab es bei diesen Einsätzen am sogenannten „schwarzen Donnerstag“ fast ausschließlich auf der Seite der Demonstranten. Ein Jahr später finden immer noch wöchentlich Gerichtsprozesse statt, bei denen es auch um diesen sogenannten „schwarzen Donnerstag“ vor einem Jahr geht. Insgesamt haben diese Vorfälle bisher 320 Verfahren nach sich gezogen, bei denen aber fast nur Demonstranten verurteilt wurden.

Warum die Situation damals in dem Maß eskalieren konnte und wie die Polizei mit der Aufarbeitung des Tages umgeht, klären wir mit Bernhard Witthaut, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei: