Stadtgespräch | Jugendliche Flüchtlinge in Hamburg

Traumatisierte Kinder oder „Gangster-Teenies“?

Minderjährige Flüchtlinge bewegen in Hamburg die Gemüter. Denn eine kleine Gruppe von ihnen fällt durch Straftaten auf. Als „Gangster-Teenies“ machen sie Schlagzeilen. Ist der Kinder- und Jugendnotdienst überfordert?

Jugendfürsorge für Flüchtlinge

Manchmal schaffen es auch minderjährige Flüchtlinge ohne eine erziehungsberechtigte Begleitperson nach Deutschland. Diese Jugendlichen fliehen oft vor Krieg und Gewalt und sind die einzige Hoffnung der Familie. Im neuen, fremden Land angekommen ist dann das entsprechende Jugendamt für sie zuständig. Denn Jugendliche, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, fallen automatisch in die Zuständigkeit des Jugendamtes.

In Hamburg kümmert sich der Kinder- und Jugendnotdienst um die jungen Zuwanderer. Vor allem rund um die Feuerbachstraße wurden die Jugendlichen bisher untergebracht. Die Kapazitäten dieser Einrichtung sind jedoch mit dem akuten Flüchtlingsstrom überlastet, so dass ein neues Quartier für die minderjährigen Flüchtlinge gefunden werden musste.

Großstädte entlasten

Erste Anlaufstelle für Flüchtlinge sind häufig Großstädte. Deswegen ist der Ansturm besonders hier zu spüren. Auch München klagt darüber. Die Familienministerin Manuela Schwesig möchte deswegen über eine Umverteilung der jugendlichen Flüchtlinge sprechen. Aktuell dürfen diese nämlich ihren Ankunftsort nicht verlassen und müssen daher auch dort versorgt werden.

„Gangster-Teenies“

Die Presse beschäftigt sich in Hamburg aber aktuell vor allem mit den Straftätern unter den Flüchtlingen.  Im Zuge des Hamburg Wahlkampfs wurde vor allem von Seiten der CDU betont, wie schwerwiegend das Problem mit Intensivtätern sei. „Gangster-Teenies: Hamburg total hilflos“ oder „Taschendiebstähle, Körperverletzungen, Raubüberfälle: Polizei nimmt junge Flüchtlinge ins Visier“ sind nur bespielhafte Schlagzeilen der Hamburger Presse.

Dem CDU-Wahlkampf hat dies nicht geholfen. Dennoch entsteht vor allem für Anwohner rund um die Wohnheime des Kinder- und Jugendnotdienstes in Hamburg ein gewisses Bild. Auch wenn nur fünf Prozent der Flüchtlinge straffällig werden, fühlen sie sich bedroht.

Über die Situation in Hamburg hat unsere Moderatorin Doris Hellpoldt mit Joachim Lenders gesprochen. Er ist Landeschef der deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg und für die CDU in die Bürgerschaft eingezogen.

Wenn ich mir allein die Zahlen angucke: In Hamburg sind es weit über tausend unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In anderen Flächenländern sind es nicht einmal hundert.Joachim Lenders 

Redaktion: Natalie Schorr