Ost oder West, Stadt oder Land?

Neue Studie über Zusammenhalt in Deutschland

Die Deutschen halten besser zusammen als noch vor zehn oder 15 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Sind damit die Vorurteile von anonymen Großstädten und schwindenden sozialen Strukturen entkräftet?

Internationale Studie

Schon im vergangenen Sommer hatte sich die Bertelsmann Stiftung mit gesellschaftlichem Zusammenhalt beschäftigt. Eine internationale Studie kam zu dem Ergebnis, die Deutschen hätten einen nur mäßigen Gemeinsinn. Sie seien weniger tolerant gegenüber fremden Lebensmodellen. Im Vergleich hielten Skandinavier, Australier und Nordamerikaner deutlich besser zusammen.

Unterschiede zwischen Ost und West

In der heute veröffentlichten Studie stellen die Forscher der privaten Jacobs University nun jedoch fest, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland seit 1990 gewachsen sein soll. Dieser Prozess gehe aber im Osten deutlich langsamer voran, als im Westen. Über die absolute Stärke des gesellschaftlichen Zusammenhalts ließen sich allerdings keine Aussagen machen, so die Bremer Wissenschaftler. Es könne nur erklärt werden, wie ein Bundesland im Vergleich zu den 15 anderen dastehe.

„Ich vermute, der Grund für den Unterschied zwischen Ost und West ist, dass sich viele dieser strukturellen Rahmenbedingungen, die für einige ostdeutsche Regionen gelten, bislang nicht verbessert haben. Zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Alterung und die große Zahl der Abwanderung.“Kai Unzicker 

Nun wollen die Forscher untersuchen, welche Rahmenbedingungen für starken gesellschaftlichen Zusammenhalt förderlich sind und welche Auswirkungen schwindender Zusammenhalt hat. Das Ergebnis wird in der zweiten Jahreshälfte veröffentlicht.

Über die Ergebnisse der heute veröffentlichen Studie haben wir mit Kai Unzicker von der Bertelsmann Stiftung gesprochen.