Übern Teich | Der Parteitag der US-Demokraten

Clinton und der E-Mail-Skandal 2.0

„United Together“: Bei den Demokraten soll schon das Motto des Parteitages Einheit symbolisieren. Doch das Treffen, bei dem Hillary Clinton offiziell zur Präsidentschaftskandidatin ernannt werden soll, wird bereits von einem Skandal überschattet: Nach dem Leak von internen E-Mails, die beweisen, dass Bernie Sanders benachteiligt wurde, ist die Parteichefin zurückgetreten.

Probleme beim Parteitag

Schon letztes Jahr hat Hillary Clinton Ärger mit E-Mails gehabt. Damals stellte sich heraus, dass sie dienstliche E-Mails von ihrem Privatkonto aus verschickt hatte. Und jetzt, auf dem Parteitag der Demokraten, droht ein zweiter E-Mail-Skandal.

Eigentlich soll Clinton dort zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten gewählt werden. Ihr Parteitag, der eigentlich ein Fest sein soll, bei dem hochrangige Politiker und Stars für sie werben, wird aber schon am ersten Tag von Wikileaks gestört.

Denn dort sind über 19.000 interne E-Mails der Demokraten veröffentlicht worden. In den geleakten Mails zeigt sich unter anderem, dass es Strategien gegeben hat, um Clinton beim Kampf um die Nominierung zu bevorzugen. Es sind sogar Vorschläge dabei, die Kampagne von ihrem Konkurrenten Bernie Sanders durch negative Schlagzeilen zu sabotieren. Dabei muss der Parteivorstand bei den Vorwahlen eigentlich neutral bleiben.

Der Wahlkampf war davon geprägt, dass es zwei demokratische Alternativen gab. Und es war auch von vorneherein klar, dass das Establishment der demokratischen Partei für Hillary Clinton war. – Alexander Görlach, Politikwissenschaftler

Vorbereitung auf den Wahlkampf gegen Trump

Die bisherige Parteichefin der Demokraten, Debbie Wasserman Schultz, ist bereits zurückgetreten. Der Leak stellt so eine erneute Belastung für Clintons Wahlkampf dar.

Um zu verhindern, dass der republikanische Kandidat Donald Trump Ende des Jahres zum Präsidenten gewählt wird, kann Clinton aber auf eine Reihe ungewöhnlicher Unterstützer zählen. Nicht nur Obama und Bill Clinton werden auf dem Parteitag für sie sprechen, sondern auch Bernie Sanders. Der hat Clinton trotz der neuen Enthüllungen seine Unterstützung zugesichert. Selbst unter den Republikanern schlagen sich einige Politiker auf ihre Seite und rufen zur Wahl der Demokraten auf.

Weder hat Herr Trump die politische Erfahrung noch verkörpert er irgendetwas, das in der Lage wäre, eine so diverse Nation in der Zukunft zusammenzuhalten. Das heißt, Hillary Clinton – egal was man von ihr hält, egal, was die Clinton für eine ist – sie wird niemals eine Gefahr für die amerikanische Konstitution. Sie ist keine Gefahr für die öffentliche Ordnung. Sie ist keine Gefahr für die Weltwirtschaft und vor allem: keine Gefahr für den Weltfrieden. – Alexander Görlach

Morgen wird Clinton aller Voraussicht nach offiziell zur Präsidentschaftskandidatin gewählt. Donald Trump ist letzte Woche bereits von den Republikanern aufgestellt worden. Bis zur Wahl im November werden sie sich einen erbitterten Wahlkampf liefern.

detektor.fm-Moderator Lucas Kreling hat mit dem Politikwissenschaftler Alexander Görlach über den Demokraten-Parteitag gesprochen.

Es steht zu viel auf dem Spiel. Also, jetzt die beleidigte Leberwurst zu spielen, bringt keinen Wähler weiter.Alexander Görlach 

Redaktion: Amy Wittenberg

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