UNICEF-Bilanz zu den Millenniumszielen

„Sichtbar gemacht, wie viele Kinder wir zurücklassen“

Die Millennium-Ziele waren hoch gesteckt: Bis 2015 wollten die Vereinten Nationen die Lebenschancen von Kindern deutlich verbessern. Ihre Ziele hat die Staatengemeinschaft größtenteils verfehlt – und auch UNICEF zieht eine durchwachsene Bilanz.

Wenn Armut und Unterentwicklung vorherrschen, leiden zuerst diejenigen, die sich kaum wehren können: In Entwicklungsländern herrscht bis heute eine hohe Kindersterblichkeit, auch Kinderarmut und Müttersterblichkeit sind hoch. Mit den Millenniumszielen sollte sich das bis 2015 ändern, aber die Bilanz des UN-Kinderhilfswerks UNICEF ist ernüchternd.

Weiterhin hohe Kindersterblichkeit

In einer Studie betont UNICEF, dass es zwar einerseits große Erfolge gab, andererseits zentrale Ziele aber verfehlt wurden. So ist es gelungen, die Einschulungsraten deutlich zu steigern, ebenso konnten Untergewicht und Mangelernährung weltweit um 41 Prozent reduziert werden. Auch die Kindersterblichkeit ist um die Hälfte gesunken. Allerdings sterben weltweit jedes Jahr immer noch rund sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren – vor allem in Folge von Armut.

Arme Bevölkerunsgruppen nicht erreicht?

Eine halbe Milliarde Kinder sind UNICEF zufolge extrem arm. Armut reduziert die Lebenschancen von Kindern deutlich: Unterernährung, mangelnde medizinische Versorgung und schlechte Bildung hängen stark vom Wohlstand der Eltern ab. Laut UNICEF haben viele Entwicklungsprogramme diese Bevölkerungsgruppen nicht erreicht. Deshalb empfiehlt das Kinderhilfswerk, mehr Geld in extrem arme Regionen zu investieren, arme Kinder gezielt zu fördern und Gesundheits- und Bildungssysteme auszubauen.

Das Leben und die Zukunft der am stärksten benachteiligten Kinder zählt – nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familien, ihre Gemeinden und ihre Gesellschaft. – UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake

Umstrittene Millenniumsziele

Schon bei den Millenniumszielen gab es eine Debatte, ob diese sich zu sehr auf die Durchschnittsbevölkerungen konzentrieren – und die ärmsten Teile der Gesellschaften vernachlässigen könnten.

Die UNICEF-Studie bestätigt diese Befürchtungen. Deshalb ist sie zentral für die „Nachhaltigen Entwicklungsziele“, die im September die Millenniumziele ablösen sollen. Denn ob diesArmut und Ungleichheit als zentralen Faktor für Unterentwicklung aufgreifen, ist noch unklar.

Krieg und Konflikte zweitrangig

Über die Ursachen von Kinderarmut und Kindersterblichkeit und mögliche Konsequenzen daraus hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Rudi Tarneben gesprochen. Er ist Pressesprecher von UNICEF Deutschland.

Wir müssen dafür sorgen, dass Entwicklungsförderung nicht allein bedeutet, dass Studentenaustausch und Elitenförderung dabei rauskommen. Es ist sehr wichtig, die ärmsten Kinder in den Mittelpunkt zu stellen.Rudi Tarneben 

Redaktion: Christoph Höland