Verteidigungsminister de Maizière zu Afghanistan: “Die Ziele waren zu hoch gesteckt.”

Reform durch Wandel: Die Bundeswehr soll schlagkräftiger werden und sich gleichzeitig verschlanken. Wie das gelingen soll und wie die Lage im Norden Afghanistans einzuschätzen ist: wir fragen den Bundesverteidigungsminister.

Die Lage in Afghanistan ist in den letzten Monaten nach Einschätzung der internationalen Schutztruppe ISAF stabiler geworden. Aber den Taliban sind auch einige spektakuläre Anschläge gelungen, zuletzt gestern beim Anschlag auf Ex-Präsident Rabbani.

Thomas de Maizière 

Ende Mai ist mit Markus Kneip erstmals ein ISAF-General bei einem Anschlag schwer verletzt worden. Damals wurden der Polizeichef für den Norden, weitere Afghanen sowie zwei Bundeswehrsoldaten getötet.

Am Wochenende hat nun Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere den deutschen Truppen einen Besuch abgestattet. Dabei hat sich der Minister über die Lage in Nordafghanistan informiert.

Wir haben mit Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere über die Lage in Afghanistan, die Ausrüstung der deutschen Truppen und mögliche Abzugsperspektiven gesprochen.

De Maizière über die Bundeswehr in Afghanistan

„Der Einsatz war richtig damals, die Ziele waren zu hoch gesteckt. Eine freiheitliche Demokratie nach westlichem Vorbild in diesem Land zu errichten ist zu illusionär, vielleicht nicht einmal richtig für dieses Land.


De Maizière zur Bundeswehrreform

Die Wehrpflicht ist in Deutschland aktuell ausgesetzt und damit de facto abgeschafft. Die Armee insgesamt soll auf 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten schrumpfen, 5000 bis 15.000 freiwillig Wehrdienstleistende soll es künftig geben und die Zahl der Mitarbeiter im Verteidigungsministeriums soll von 3500 auf 2000 sinken. Das Ziel: eine schlagkräftigere Armee.

Wir müssen dahin, wo die jungen Menschen sind. Und zwar nicht wie ein Staubsaugervertreter, dafür ist die Sache zu ernst. Wir verkaufen hier keine Gummibärchen und kein Eis und kein Fun und kein Chillen

Heute hat der Verteidigungsminister den Verteidigungsausschuss des Bundestages über den aktuellen Stand der Bundesreform informiert und die Leitlinien erklärt. Im Gespräch erklärt er seine Ziele für die Bundeswehr, die Herausforderungen für die Personalfindung sowie seine Sicht der Diskussion zum Umzug vieler Mitarbeiter von Bonn nach Berlin.


Es gibt einen Riesenstreit, natürlich, zwischen den einzelnen Teilstreitkräften. Das Heer sagt: ohne Soldaten am Boden keine Friedenssicherung. Die Luftwaffe sagt: ohne Luftaufklärung kann das Heer gar nix machen. Und die Marine sagt: drei Viertel der Erde sind Wasser und Seewege sind wichtig und deswegen liegt die Zukunft in der Marine.

Redaktion