Wahl in Mecklenburg-Vorpommern | 30 Tage „oben rechts“

Wo die Rechten wohnen

In manchen Städten Mecklenburg-Vorpommerns könnten laut Prognosen ein Viertel der Bürger die AfD wählen. Warum ist das so? Der Journalist Raphael Thelen war im Bundesland „oben rechts“ unterwegs, um das herauszufinden.

Die Alternative für Deutschland (AfD) als stärkste Kraft im Parlament? Das könnte Ergebnis der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern werden.

Bei den Wahlen in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Würtemberg im März hat die rechtspopulistische Partei es in allen drei Ländern deutlich über die Zehn-Prozent-Marke geschafft. Das könnte im Nordosten Deutschlands noch getoppt werden. Prognosen sagen, dort gäbe es Städte, in denen jeder vierte Wähler für die AfD stimmen würde.

Mecklenburg-Vorpommern: wenige Flüchtlinge, viel Protest

Die Partei wirbt mit dem großen Thema „Flüchtlingskrise“. Und das, obwohl nur 22.000 Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern leben – das sind unter 1,4 Prozent. Die meisten, die hier ankommen, möchten weiter in die Großstädte ziehen, nach Hamburg und Berlin. Die wenigen Einwanderer, die in Mecklenburg-Vorpommern bleiben, fühlen sich trotz des großen Zulaufs bei AfD und NPD ausgesprochen wohl: Weil Asylanträge schnell bearbeitet werden und sie eine Arbeit finden können.

Übrigens haben auch die Einwohner selbst Vorteile durch die Geflüchteten: neue Arbeitsplätze, die beispielsweise in den Flüchtlingsunterkünften entstehen. Dass die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahren schlechte Arbeit geleistet hätte, wird ihr selten vorgeworfen. Im Vergleich zu 2012 ist die Arbeitslosenquote nämlich um 20 Prozent gesunken.

Auf der Suche nach Gründen

Warum ist die AfD in Mecklenburg-Vorpommern also dermaßen erfolgreich? Diese Frage hat sich auch Raphael Thelen gestellt. Er ist Journalist und war 30 Tage lang im Bundesland „oben rechts“ unterwegs.

Gerade in Vorpommern, im Osten des Bundeslandes, ist viel Infrastruktur weggebrochen. Da fühlen sich die Leute vom Staat alleine gelassen. Und diese Wut über die Bundespolitik fängt die AfD jetzt auf. – Raphael Thelen, Journalist

Um den Einfluss der AfD zu verstehen, hat sich Thelen mit den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern unterhalten. Zum Beispiel hat er Anklam besucht, eine Kleinstadt, in der Rechtsextremismus zum Alltag gehört. Er war auch auf dem Land unterwegs, wo die Dörfer veröden und der Altersdurchschnitt bei 60 Jahren liegt.

Was er in Mecklenburg-Vorpommern erlebt hat und warum die AfD in diesem Landstrich so populär ist, hat Raphael Thelen im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser erzählt.

Fast nichts, was auf den Wahlplakaten steht, hat eigentlich mit Mecklenburg-Vorpommern zu tun. Die Themen, mit denen die AfD wirbt, sind Themen, die bundespolitische Bedeutung haben.Raphael ThelenFoto: Dominik Wolf 

Die Recherchen zu der Reportage-Serie „oben rechts“ von Raphael Thelen finden Sie auf zeit.de. Seine Recherchen hat ein Crowdfunding der gemeinnützigen Rechercheplattform correctiv ermöglicht.

Redaktion: Monika Müller

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