Was wichtig wird | Deutschtürken eher der Türkei verbunden

Bloß integriert oder auch akzeptiert?

Die Mehrheit der Deutschtürken fühlt sich laut einer Studie des Zentrums für Türkeistudien eher der Türkei verbunden. Über die Gründe und den Unterschied zwischen Integration und Akzeptanz haben wir mit dem Ressortleiter Inland der taz, Tobias Schulze, gesprochen.

Deutschtürken: Wenig Perspektive auf Anerkennung

In Deutschland leben knapp 2,8 Millionen türkischstämmige Frauen und Männer, von denen die Hälfte in Deutschland geboren ist und zur anderen Hälfte deutsche Staatsbürger sind. Gerade weil viele Deutschtürken, insbesondere viele Jüngere, hierzulande gut integriert sind und von der deutschen Mehrheitsgesellschaft anerkannt sein wollen, reagieren sie „sensibler auf Nichtakzeptanz und Diskriminierung“. Diesen Schluss zieht eine Studie des Zentrums für Türkeistudien. Zudem sehen sie demnach wenig Perspektiven auf gesellschaftliche Anerkennung. Eine Folge dieser Abwertung ist die Abwendung von Deutschland.

Zweite Generation besonders sensibel bei Ablehnung

In den Augen von [DFB-Präsident] Grindel und seinen Helfern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, und ein Immigrant, wenn wir verlieren – Mesut Özils Statement

Mit diesem Gefühl ist Özil nicht allein. Die Mehrheit der Deutschtürken sieht sich eher mit der Türkei verbunden als mit Deutschland, hat das Zentrum für Türkeistudien herausgefunden. 61 Prozent sagen der im Frühjahr veröffentlichten und jüngst aktualisierten Studie zufolge, dass sie sich emotional eher in der Türkei verorten als in Deutschland. Dieser Trend verschärft sich seit 2012 kontinuierlich, insbesondere in der zweiten Generation. Das irritiert insofern, da diese in Deutschland weitgehend integriert ist.

Gründe liegen bei Mehrheitsgesellschaft

Grund dafür sei, so die Studie, eine mangelnde Wertschätzung der deutschen Mehrheitsgesellschaft gegenüber türkischstämmigen Frauen und Männern. Das widerspricht der These, dass sich gut integrierte Menschen automatisch mit Deutschland identifizieren.

Der Grad der Akkulturation spielt auch bei der Nachfolgegeneration eine eher untergeordnete Rolle – Identifikation und politische Partizipation türkeistämmiger Zugewanderter

Interessant ist demnach außerdem, dass eine starke Religiösität mitnichten eine Hinwendung zur Türkei unterstützt – was gemeinhin oft angenommen wird. Über die Gründe und den Unterschied zwischen Integration und Akzeptanz von Deutschtürken hat detektor.fm-Moderator Claudius Nießen mit dem Ressortleiter Inland der taz, Tobias Schulze, gesprochen.


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Redaktion