Was wichtig wird | #freedeniz: Denis Yücel in der Türkei in Haft

Solidarisierung und die Frage nach Sinn oder Unsinn

Unter #freedeniz drücken viele ihre Solidarität mit dem Journalisten Denis Yücel aus. Der wird in der Türkei momentan festgehalten. Aber nicht alle stehen hinter ihm. Eine Debatte über Zusammenhalt und die Frage nach Sinn und Unsinn von Solidarisierung.

Machtstreben Erdogan vs. Berichterstattung

Durch den Ausnahmezustand nach dem Putschversuch wächst die Macht von Präsident Recep Tayyip Erdogan immer weiter. Unzählige Verhaftungen sind die Folge. Auch für Journalisten hat sich 2016 die Lage in der Türkei dramatisch verschlechtert. Das zeigt nicht zuletzt der Fall des Türkei-Korrespondenten der Welt, Deniz Yücel. Der 43-Jährige Reporter wird in der Türkei festgehalten.

Aufmerksam ist die Regierung auf ihn geworden, weil er über die Hackergruppe „Redhack“ berichtet hat. Die sollen die E-Mails von Energieminister Berat Albayrak gehackt haben. Der Minister ist Erdogan Schwiegersohn.

Alles Zufall?

Wie zutreffend die Vorwürfe sind, darüber lässt sich nur spekulieren. Allerdings fallen nicht nur die verwandtschaftlichen Verhältnisse auf. Bislang ist nämlich auch nicht klar, warum Yücel verhört wird. Vorgeworfen wird ihm angeblich die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda. Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen sind momentan ungefähr 40 Journalisten in der Türkei wegen ihrer journalistischen Arbeit inhaftiert.

#freedeniz

Unter einem Hashtag solidarisieren sich viele Menschen mit Deniz Yücel. Darunter sind aber nicht nur Journalisten.

#FreeDeniz und alle anderen Journalist*innen, die in der Türkei willkürlich im Gefängnis sitzen. pic.twitter.com/eRucuqzpiS

— Mohamed Amjahid (@mamjahid) 19. Februar 2017

In Berlin fand am Montag ein Autokorso statt, organisiert von Freunden von Yücel. Doch Kommentare zeigen: Der Zusammenhalt kommt nicht uneingeschränkt von allen Seiten. FAZ-Redakteur Michael Martens zum Beispiel ist der Ansicht, dass „deutsche Verlage ihre Entsendungspolitik“ überdenken müssten. Bedeutet: Die Medien sollten genau überlegen, wen sie wohin senden.

Das liegt auch daran, dass Yücel sowohl einen deutschen als auch eine türkischen Pass besitzt. Damit scheinen der deutschen Politik wieder einmal die Hände gebunden zu sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt zumindest zu Fairness im Umgang mit dem Redakteur in der Türkei an.

Seinetwegen bin ich in den Journalismus gegangen.Johanna Roth 

Worum es bei #freedeniz wirklich geht und wie wichtig Solidarität in solchen Fällen ist, erklärt Johanna Roth von der taz im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Carina Fron.


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Redaktion