Was wichtig wird | Dürfen Journalisten politisch sein?

Meinung in sozialen Netzwerken

Journalisten und Journalistinnen der New York Times dürfen nicht mehr privat Twittern. Ist das der neutrale Journalismus, den wir brauchen, damit sich alle fair repräsentiert fühlen?

Bitte nicht mehr twittern

Der ORF hat seinen seinen Journalisten, also Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen untersagt, auf ihren privaten Twitter-Accounts politische Meinungen zu äußern. Eine entsprechende Dienstanweisung ist wohl auf Druck der konservativen ÖVP und rechen FPÖ entstanden. Die Idee ist aber nicht neu. Die New York Times hat bereits letztes Jahr ihre Korrespondenten aus dem Weißen Haus darauf hingewiesen, auf ihren privaten Accounts keine politischen Inhalte zu posten. Auch dort würden sie die New York Times repräsentieren. Da das Weiße Haus nicht zwischen privater Meinung und journalistischer Arbeit unterscheidet, haben sich die Korrespondenten bei der NYT allerdings selbst dazu entschieden nicht mehr privat zu twittern, erklärt Peter Weissenburger von der taz.

Katzenvideos statt Meinung?

Natürlich können die eigenen Texte weiter auf den privaten Kanälen promotet werden. Allerdings sollen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des ORF selbst Kommentare unterlassen, die als Zustimmung oder Kritik interpretiert werden können.

„Das ist der entscheidende Punkt: es geht noch nicht einmal darum, ob ich das als Meinung gemeint habe.“ – Peter Weissenburger.

Auch das Liken, Disliken, Teilen oder Retweeten politischer Inhalte möchte der ORF unterbinden, da es als indirekte Meinungsäußerung interpretiert werden kann. Hier werden die privaten Accounts von Journalisten und Journalistinnen ziemlich stark eingeschränkt, meint Peter Weissenburger

Arbeit- und Privatmensch trennen

Für Journalisten und Journalistinnen ist es immer eine Abwägungssache, was sie posten. Wer ein Interview mit der AfD möchte, sollte die Partei im Vorfeld nicht permanent auf seinen Accounts kritisieren oder auf Anti-AfD-Demos gehen. Diese Überlegung trifft aber jeder Journalist, jede Journalistin für sich individuell, sagt Peter Weissenbruger. Die wichtigere Frage ist, wie klar die Position der Medien erkennbar sein soll.

„Ist das die Form von objektivem Journalismus, die wir brauchen, damit sich alle in den Medien fair repräsentiert fühlen?“ – Peter Weissenburger

Wie politisch Journalisten und Journalistinnen in ihrem privaten Umfeld sein dürfen und ob ein Twitter-Verbot die Lösung ist, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Anja Bolle mit Peter Weissenburger von der taz gesprochen.


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Redaktion