Play
Der Bundestag beschäftigt Niedriglöhner. Widerspruch statt Transparenz. Foto: Bundestag CC BY-SA 2.0 | Hernan Pinera / flickr.com

Wer nicht fragt, bleibt dumm | Leiharbeit: Bundestag beschäftigt Niedriglöhner

Wer schreibt, der bleibt nicht

Der deutsche Bundestag beschäftigt viele seiner Schreibkräfte in Leiharbeit. Für das Abgeordnetenhaus ist das deutlich günstiger, als die Arbeitskräfte fest anzustellen. Statt Transparenz gibt es in der Angelegenheit allerdings nur verschwommene Ausreden.

Wie frage ich den Staat, wenn ich etwas von ihm wissen will? Die Webseite fragdenstaat.de hat dafür einen vollautomatischen Ablauf integriert, den jeder nutzen kann. Seit es das Portal gibt, gehen mehrere tausend Anfragen pro Jahr ein. An die Behörden, den Bund und die Länder. Denn dank der Informationsfreiheitsgesetze muss der Staat seinen Bürgern zu fast jeder Frage eine Auskunft erteilen. Die spannendsten Fragen – und Antworten – besprechen wir jede Woche mit den Machern von fragdenstaat.de.


Bundestag beschäftigt Leiharbeiter

„Wer schreibt, der bleibt“: eine alte, aber bis heute gültige Redensart aus der Welt der Bürokratie. Während Abgeordnete periodisch ihre Plätze räumen müssen und sich das Personalkarussell an der Spitze oft schneller dreht, bleiben Schreibkräfte und Sekretärinnen meist über viele Jahre und werden nicht selten zu den eigentlichen „alten Hasen“ und „grauen Eminenzen“ in großen Firmen und Behörden. Das galt jahrelang auch im Deutschen Bundestag  doch die Zeiten scheinen vorbei:

Um Kosten zu sparen, beauftragt die Parlamentsverwaltung des Bundestags Leiharbeitsfirmen mit der Beschäftigung von Schreibkräften. Die Leiharbeiter werden von einem Anbieter für einen bestimmten Zeitraum entliehen und nach Ablauf des Leihvertrags wieder ersetzt. Diese Praxis ist für das Parlament kostengünstiger: eine festangestellte Schreibkraft müsste mit mindestens 2.060 Euro pro Monat entlohnt werden. Ein Leiharbeiter bekommt nur etwa 1.500 Euro.

Die Krux vom Widerspruch

In Wahlprogrammen, Reden und TV-Auftritten wird oft von der fairen Entlohnung von Arbeit gesprochen und Politiker bekräftigen regelmäßig, jeder müsse von seiner eigenen Arbeit leben können. Die Realität aber wirft Fragezeichen auf.

Bereits vor mehreren Jahren berichtete das ARD-Magazin „Report Mainz“ über im Bundestag beschäftigte Leiharbeiter, die ihre Einkünfte durch Zuschüsse auf Hartz-IV-Niveau aufstocken mussten. Darin heißt es von der Parlamentsverwaltung, solche Arbeitskräfte würden lediglich eingesetzt, um einen kurzfristigen Bedarf zu decken.

„Dann müssen die Politiker vor der eigenen Haustür kehren“

Als öffentliche Behörde ist der Bundestag durch das Informationsfreiheitsgesetz zur Transparenz verpflichtet. Auf Nachfrage müsste die Verwaltung des Parlaments also die Gründe zur Anstellung von Leiharbeitern und ihre Kriterien offenlegen  denkt man. Stattdessen weicht die Bundestagsverwaltung aus und beruft sich auf „Geschäftsgeheimnisse“.

Was genau das bedeutet und welche Konsequenzen möglich sind, erklärt Arne Semsrott von fragdenstaat.de. detektor.fm-Moderator Alexander Hertel hat mit dem Transparenzaktivisten über seinen Versuch, vom Bundestag mehr über das Thema zu erfahren, gesprochen.

Wer nicht fragt, bleibt dumm – Leiharbeiter im Bundestag 04:29

„Wer nicht fragt, bleibt dumm!“
Welche Infos der Staat herausgibt und wo er mauert.
Jede Woche. Auch als Podcast. In Kooperation mit:

fragdenstaat_logo

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen